Dave Longstreth zerhackt seine Beziehung, seine Band und setzt seiner Trauer ein Monster an die Seite, das sich im Rock-Zirkus nicht zu benehmen weiß.
Nun ist er also alleine unterwegs. War er es nicht eigentlich immer schon? Longstreth hat sich die Gitarre auf den Rücken gedreht. Seiner Musik waren eh nie Grenzen bekannt, jetzt übt sich Dave an der Zersetzung des weißen R&B, der keine Pools & Girls braucht. Keine Kettchen, kein Gehabe und Getue. Die Stimme ist das Instrument und pitcht sich irreal in den Soul des Mittelstandes mit Hang zu Puffbrause auf Vernisagen.
Der Bandname ist nur noch Visitenkarte und Türöffner. Die Black-Flag-Coverplatte ist so weit weg, dass man die Dirty Projectors, auch ohne sich zu entschuldigen, in den Club lässt. Aber was soll das denn für ein Club sein? An der Tür wird erst mal gegurgelt. Mariah Carey hat Hausverbot. Bezahlt wird mit Prince-Zitaten oder mit der Gartenschere. James Brown wird von Dean Blunt gekidnappt und mit wahren Männertränen verführt.
Dave bleibt auch mit diesem Album der Devise treu, dass man Songs nicht laufen lassen sollte. Mensch, welch ein Groove in dieser Zerstörung liegt. Wie nervig manchmal eine Vocal-Spur ist. Und dennoch schiebt sich alles zusammen, jede noch so spleenige Idee bekommt dieses Gefühl, das wohl nur mit Liebe oder Spirit zu beschreiben ist. Streicher fallen aus der Tür. Eine Sirene holt dich aus der Ballade. Es blubbert und Dave croont. So als hätte er immer schon auf Stevie Wonders Tasten gesessen. Seine Stimme klebt sich in dein Herz. Eine Melodie erinnert dich an früher. Dave Longstreth hat den Wahnsinn, den Popmusik so dringend braucht. Er verschenkt sein Herz. Ich leihe es mir. Für immer.