Julie Byrne – Not even happiness

Die Fingerkuppen rutschen über den Hals. Dein puristisch eingerichtetes Wohnzimmer wird von einem Klang überzogen, der jedes Catpower-Poster von der Tapete holt.
Julie Byrne singt so sanft, ehrlich, ja so, als würde sie im Schneidersitz deinen Gefühlen einen Verstärker geben. Nichts passiert. Streicherfahnen wehen ins Nirwana. Willst du ein Picking, das dich ein Leben lang begleiten soll? Bis in die Erde, bis in die Countryside deines Großstadt-Irsinns? Huch, nicht erschrecken am Ende geleiten dich Synthesizer in die Todessehnsucht.
Julie Byrne ist die gespenstische Zeitlosigkeit, die unerschrocken deine Unruhe penetriert. Sie schlafwandelt, sie lässt sich nicht beirren. Sogar einen Tempowechsel, den sich ein Blasinstrument ausgedacht hat, meistert Julie mit trauriger Singer-Songwriter-Lethargie. Ein Song, ist ein Song, ist ein Song. Hat der die richtigen Zutaten wie Attitüde und Verve, dann ist er ein Monolith, den die Bumsmusiker der Nachbarschaft nicht umwerfen können.
Julie Byrne wechselt vom Sonnenuntergang in die Mittagspause. Dabei lässt sie ihr weißes Babydoll an. Unschuldig und depressiv streichelt sie deine Komfortzone. Du hast das Tambourin und die Fernbedienung, um die Tränensäcke auszuwringen. Ich bin traurig, denke an Daughter und hole die olle Gitarre aus dem Keller, um Julie noch näher zu sein. Ich bin veknallt. Danke, Julie! Für so viel Tristesse und Rauschen. Not even Happiness ist Volksmusik für Kerzendreher, Winterfetischisten und Fahey-Sammler.

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