Iggy Pop – Post Pop Depression

Mich beschäftigt eigentlich nach Hören des neuen Iggy-Albums nur die Frage: Ist Iggy Pops Stimme überhaupt schön?
Vielleicht ist die Antwort auch egal, dennoch weiß man bei Post Pop Depression nie so genau, ob es das Alter, die Arroganz oder der Style sind, die Iggys Stimme so klingen lassen, wie sie klingt. Singt er eigentlich immer zu tief? Könnte ein Vocal-Coach noch was retten? Oder würde Iggy den Vocal-Coach auffressen oder gar flachlegen?
Joshua Homme ist Produzent und Sidekick und nimmt das, was er kriegen kann, dreht das dann auf rot und schenkt so Iggy ein Alterswerk, das dem Gockel ganz gut tut und steht. Nicht alles knallt, Joshua Homme hat sich eher für das spärliche, schüttere Haar Iggys entschieden und so spackt er den Sound ab, lässt Iggy aber machen und das dauert manchmal zu lang. So viel gibt es doch nicht zu erzählen. Dennoch hat Iggy Lust auf Witz, Gebuckel, Gesexe und Hallodri-Weisheiten. Gardenia funktioniert da toll, die Backing-Vocals von Homme funzen und Iggy macht das Hemd langsam auf. Klar, dass er irgendwann mit schiefer Hüfte halbnackt dasteht, aber das holt keinen Touri mehr nach Berlin. Es ist die Produktion, die das Album für Iggy nutzt. Kleine Gitarren-Spielereien, Bläser, Streicher und Altherren-Gerüche. Joshua Homme ist der Mann, der aus Iggy wieder den großmäuligen, alten Köter macht, der den Mond anheult und der sich einnässt. Wir drehen ihn einmal durch ein paar olle Bierflaschenscherben und schon lieben wir seine Attitüde und seinen Poprock.
Manche Refrains sind samtig und so uncool New Wave, dass ich mit dem Schwanz wedele und an Kate Pierson denken muss. Joshua Homme hat sehr viel Geschmack beigesteuert, den Iggy auch mit ganz viel Willen nicht kaputt palavern kann. So erhebt sich Post Pop Depression irgendwann und man entdeckt immer neue Feinheiten. American Valhalla und German Days lassen alles ungeschehen zurück. Am Ende ist man irgendwie glücklich und man möchte nochmal. Das wird Iggy gefallen, seine Stimme ist immer noch einen Ticken zu tief, aber man hört dieses Brummen gerne. Post Pop Depression ist Reißbrett-Rock-Pop, der sich nicht allzu ernst nimmt und sich Kanten schminkt.

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