Half Japanese – Perfect

Jad Fair, der Mick Jagger des Art-Punk und Lo-Fi-Gerockes, krallt sich seine Kumpanen von Half Japanese und rotzt eine kleine Schönheit raus, die in meiner Welt für immer einen Platz am Esstisch reserviert bekommt.
Die Ecken und Kanten der alten Half Japanese sind ein wenig geglättet. Der Sturm und der Drang haben sich in ruhigere Bahnen verschoben, dennoch hat Fair immer noch diese unkontrollierte Dynamik, die man nicht erlernen kann, dieses Machen, egal, ob da was passt oder nicht. So ist Perfect beinahe perfekt. Mal klotzt sich ein Song ungestüm zwischen Rock und Spiegelung. Hier wird ein Riff geklaut und zerfetzt. Mal setzt es wundersame Melodien zu nicht auf den Punkt gesungener Nonchalance. Ein Potpourri, das einen nicht mehr schwindelig macht, sondern wohlig „bauchpinselt“. Man weiß nie, in welcher Stimmung ein Song gerade ist. Sind wir im Bubblegum, im Folk, im DIY-Rock oder auf der Finissage für hübsche Väter?
Es gibt kein Genre. Es gibt Half Japanese. Das Chaos regiert, aber es engt nicht ein. Die Songs haben ihre Dramatik, ihre spleene Lyrik und das holprige Tohuwabohu. Fair ist immer am süßesten, wenn er den Crooner macht, der Country im Blut verspürt, aber den Anarchisten im Nacken hat, der ihn antreibt doch was ganz Verrücktes vom Stapel zu lassen.
Perfect hat so viele kleine Momente, berauschende Melodien und Akkordwechsel, die man sich so erst mal trauen muss und sensationelle Liebesschwüre, die einen für immer verheiraten. Perfect ist ein simples Gezappel, das aber genau deshalb im Ohr hängen bleibt, einem ein Lächeln ins Gesicht zaubert und für Jahre glücklich macht oder bis zur nächsten Platte ausharren lässt.
Half Japanese-Fan zu sein, ist ein tolles Unterfangen. Man ist retro, verrückt, irgendwie arty-farty und wahnsinnig uncool. Perfect ist ein fast perfektes Meisterwerk. Eins mit Schrammen. 40 Jahre Popmusik und man glaubt an noch 40 weitere. Danke Jad, ich bleibe treu.

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