Es ist keine Rock-Oper, es sind keine Gedankensprünge, keine Schlafwandlereien und es ist kein Post-Brit-Pop-Sternenhimmel. Night Thoughts ist ein Suede-Album. Punkt. Dies muss reichen, um Geld über die Ladentheke zu schieben und Brett Anderson seine Antidepressiva zu verschreiben.
Suede fahren große Momente auf. Anderson singt wie ein junges, verängstigtes Häschen, das aber Ende vierzig auf den Hinterläufen stehen hat. Doch für die Ersatzbank viel zu agil. Suede denken gar nicht an die ganz großen Hits oder an Singles. Night Thoughts soll sich vermischen mit Bekanntem, neuen Melodramen und Epik. Ein Orchester erschreckt das Sandmännchen, Anderson hat ein Verlangen und einen Hang zur Sehnsucht, aus der eine massive Sucht wird, die nicht zu stillen ist. Er gockelt zu seinen Begierden und tonnenschwere Anliegen kommen wie Lustschreie aus seinen Stimmbändern.
Richard Oakes macht die Glam-Lavalampe an. Wow! Alles passt. Jede Wendung hat Fieber. Refrains steigern sich zu Über-Refrains. Man lauscht diesen miteinander verwobenen Stücken, man denkt an Bowie, an die Beatles, an Andersons Crack- und Heroinsucht und man wünscht sich Leichtigkeit herbei. Wie es doch wäre, würde man all den Klang um Anderson mal für eine Minute ausknipsen? Er würde den Mond anheulen, ich hätte Gänsehaut und müsste ihm einen Platz in meinem Bettchen anbieten. Er dürfte mich berühren. Und zack, die Band ist zurück, sie schwelgt, sie macht Romantik, Schleim und Drama drauf und Anderson fügt sich seiner Passion. Suede verstehen es, alte Melodien neu klingen zu lassen und neue alt.
Night Thoughts ist ein wunderbar unmodisches Album, das beweist, dass gutes Handwerk, eine famose Stimme und Pathos soviel Theater machen können, dass man in die Nacht geht und sich Suede für immer in sein Herz tätowieren lässt. Comeback des Comebacks.
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