Die Dichte ist eine für jeden Stoff charakteristische Stoffkonstante. Sie ist abhängig von der Temperatur und vom Druck. Bei Daughter ist es kalt und der Druck wird durch Depressivität kanalisiert. Elena Tonra umgibt sich mit Trauer, Moll und Dynamik, die sie mit ihren beiden Mitstreitern in eine Pose des Shoegaze statuiert, die mal mehr, mal weniger lethargisch wirkt.
Daughter fühlen sich wichtig. Sie lassen sich Zeit und versuchen, jede Spur von Eindeutigkeit oder den Hauch eines flüchtigen Refrains wegzupusten. Dies machen sie mit viel Dunkelheit, Wind und Tempowechseln. Doch in Daughters Album steckt sehr viel Tradition. Immer wieder schimmert der Folk durch die heruntergelassenen Rollos. Verzweifelte Seufzer, magische Augenblicke und mit Dickicht gefüllte Leere geben sich die Klinke in die Hand und verwandeln Not To Disappear in einen Stoff, der einem hauchdünn durch die Finger rieselt.
Die schon angesprochene Dichte macht hier die Musik. Eine Konstante, die sich unbemerkt in die Songs legt. Vielleicht ist das alles Spielerei und Produktionshumbug, doch es funktioniert. Man verliert sich in den Tönen, in den geflüsterten Worten und den Gitarren-Dramen.
Daughter machen einem den Kopf zu. Man muss schon in der Stimmung sein, das Fenster öffnen, seine Kinder enterben und nahe am Rotwein gebaut sein, aber dann zerfetzt einen Not To Disappear. Für 4AD ein Monolith. Für die Katharsis zuhause ist das Album ein Taufbecken ohne Weihwasser, an dem man sich den Schädel aufschlägt.
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