David Bowie – Blackstar

Bowie holt das Saxophon aus dem Etui und lässt Mark Guiliana an den Drums hyperaktiv auf seinen Avant-Rock los, dass einem schnell schwindelig wird.
Bowie hat sich entschieden, dem Rock, dem Mainstream ein Biest vorzusetzen, das immer wieder beißt, aber am Ende doch nur viel Gebläse ist. Warum ist das so? Vielleicht liegt das am Songwriting. Bowie hat sich für ein Gefüge entschieden, für Dissonanz, die dem Jazz näher als dem Rock steht, aber auch nicht so viel Macht hat, um alles umzukippen, was dem Schöngeist wichtig zu sein scheint. Blackstar eiert, fällt aber nicht.
Der Titeltrack ist ein Manifest. Zehn Minuten schwadroniert Bowie über wildes Gezappel, das erst im zweiten Teil etwas Ruhe und Catchyness an die Hand bekommt. Ein Meilenstein, den Bowie gekonnt an den Anfang setzt. Man entdeckt immer wieder neue Töne, Welten und Anspielungen.
‚Tis a Pity She Was a Whore und Lazarus sind kleine Wegweiser mit Momenten, die nur knapp an Popmusik, die man von Bowie eh nicht erwartet hat, vorüber zuckeln. Lazarus erinnert sogar an The Cure zur The Top-Zeit oder an A Forest. ‚Tis a Pity She Was a Whore hat eine Melodie im Gewand, die sich stetig verändert, in Höhen dreht, die nicht mehr Saxophon vertragen kann, aber Bowie singt weiter halsbrecherisch die Diva.
Girl Loves Me ist etwas stumpf. Bowie kiekst und man wartet auf einen Wechsel, doch Changes war einmal. Dollar Days und I Can’t Give Everything Away haben dann doch noch einen versöhnlichen Popentwurf abbekommen. Zwei Perlen, die man nach dem Getöse sehr wohlwollend aufnimmt, doch sind sie wirklich besser als das zuvor Gehörte?
Blackstar ist irgendwie ein 80s-Album, das auf zeitlos macht. Ein Versuch, sich unbekümmert zu zeigen, egal, welche Reisen auf einen warten. Tod, Auflösung oder Karriere-Ende. Blackstar hadert mit Rock-Musik und hat einen Hang zu eklektischen Sichtweisen. Bowie verabschiedet sich mit einem mutigen Album, das am Ende eine haltlose Mundharmonika featured, die Tränen wegflötet. Danke, Bowie. Für alles. Auch ein wenig für Blackstar.

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