Kamasi Washington – The Epic

Wenn dich der Bebop packt, dann rotierst du, dann zerredest du, du machst den handzahmen Connaisseur, den Tiger im Käfig und den Hip-Hop-Veteranen in heimischer Lounge. Kamasi Washington dreht an den Rädern der Fahrgemeinschaften Charlie Parker, Dizzy Gillespie und Thelonius Monk und sabbert einem dreistundenlang das Saxophon-Mundstück voll.
Was der Funk da will, bleibt das kleine Groove-Geheimnis Kamasis. Stört nicht, belebt eher die Unruhe mit knackiger Verspieltheit. Kamasi bringt Zeit mit und verlangt Zeit ab. 62 Musiker turnen im Freistil durch die Galaxien. Manches zerschellt an der Muckerburg, anderes fließt ständig in anderes hinüber und Themen werden geliebt und machen verliebt. Coltrane wird geehrt und Fusion mehr als nur versucht. Miles Davis lächelt gedanklich oder Weather Report machen Sonnenschein zu Hagelfronten. The Epic ist episch. Ein fast zeitloses Dokument von Größenwahn und Ehrfurcht vor den Classics.
Irgendwie ist The Epic ein konservatives Unterfangen, das aber keinen Hehl aus seiner Machart macht und so authentisch den Soul-Jazz liefert, den Mutti mit Schmöker vor dem Kamin einnimmt. The Epic ist eine Perle, die, wenn sie auf den Boden fällt, nicht unbedingt gesucht werden muss, aber bei jedem erneuten Finden, einen Hit abzuwerfen vermag.

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