Destroyer – Poison Season

Dan Bejar taucht in seine eigene Vision einer Welt der Großstädte. Er haucht, singt, schnalzt und croont. Mal verwegen, mal affig, mal eighties, mal seventies. Und so brilliert er ein Album lang, das den Sommer wegschiebt, den Herbst willkommen heißt und wohl ein Leben lang existieren könnte, wenn du es willst.
Dan Bejar schafft mit seinen Liedern das, was andere ihr ganzes Komponistenleben lang versuchen. Er nennt Schönheit als Grund für viele Dinge, er schert sich nicht um Genres, er liebt den Pomp, den Größenwahn, aber auch die Zwischenwelt, das Interlude und die Ecke. Bläser und Streicher kümmern sich um den Schmuck, denn Bejar rotzt manchmal ein Understatement raus, das Futter und Unterstützung benötigt. Hinten scheppern die Drums, schwitzt die Exotik, blitzt die Großstadt, taucht die Liebe auf und geht alleine am Stadtstrand oder an der Theke unter.
Ich liebe diese Momente, in denen fast nichts passiert, es merklich ruhiger wird, die Congas humpeln und irgendein Saxophon Spandau-Ballet-Songs probt. Alles verbindet sich miteinander und Bejar wartet auf den nächsten Sturm der Gefühle. Irgendwie ist Bejar der Tom Waits der Reinigungs- und Desinfektionsmittel-Industrie. So sauber geleckt, kein Keim.
Poison Season ist Fahrstuhlmusik, für einen Fahrstuhl, der tief in die Nacht rauscht, kein einziges Mal hält, obwohl du gedrückt hast und auf den Etagenknöpfen Kamasutra-Icons abgebildet sind. Eigentlich kann man das Album nur alleine hören. Also vergiss den Sex und das Gefummel. Zu viel Gequatsche und Ablenkung würde diese Pracht nur stören.
Wenn man Instrumente liebt, dann sollte man sich dieses Album geben. An jeder Ecke kommt eins aus dem Sack und haut dir Musik um die Ohren, die alles hat, was Musik so faszinierend macht. Popmusik geht nicht besser.

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