Daniel Decker – Weißer Wal

Daniel Decker, der Schmerzensmann der Berufsjugend, veröffentlicht nach jahrelanger Überlegung das Mammut-Projekt „Weißer Wal“.
Er hat all sein Blut, sein Geld, seine Zeit und sein Talent in dieses Album gesteckt. Er konnte und wollte warten. Auf das Wunder, den Deal oder das Glück. Lange. Es einfach zu veröffentlichen, wäre vielleicht zu einfach gewesen. Der Wunsch nach Single, Vinyl und oder EP waren stärker. Dann kam Berlin… Endlich ist es nun aber so weit. Nun müssen wir nicht mehr betrunken munkeln, diskutieren oder betteln. Nur noch abwatschen! Nein. Der „Weiße Wal“ schwimmt unverdrossen seine Runden.
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Nichts scheint sich in den letzten Jahren verändert zu haben. Immer noch wirken Deckers Sätze wie in Stein gemeißelt, immer noch quengelt seine Stimme den Sturm & Drang, den von Lotzow an das Theater verkauft hat. Was soll man da noch sagen oder anprangern? Die Gitarren machen den Druck, den Indiehörer für Sonic Youth oder Billy Bragg halten. Die Produktion ist durchdacht. Gerade die aufbrechenden Momente und die romantischen Bläser und Klaviere zeugen von Stil und Kenntnis. Hier wünscht man sich noch mehr Auslauf.
Nicht jeder Zeile folgt man blind, nicht jede Idee des Refrains zündet, doch Decker hat das Zeug zum Agitator und zeitgleich zur Front-Heulsuse eines Landes, das sich mit Luxusproblemen und der „Ich-will-raus-Polemik“ eines Purple Schulz rumschlagen muss.
„Weißer Wal“ ist ein Album aus der Schublade, das aber seine Augenblicke genießt, sein Standing natürlich durch den Schmerzensmann selbst auslebt und wirklich ein Tropfen sein könnte, der das Fass zum überlaufen bringt. Deckers beste Veröffentlichung. Punkt. Er scheint nun angekommen zu sein. Mal sehen wie er klingt, wenn er merkt, dass er nun gesettled ist und das Heulen nur der Wind in Kreuzberg ist.

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