Wir gehen gern auf Reisen von beträchtlicher Dauer. Reisen, die geprägt sind von stilistischer Reinheit, von den großen Errungenschaften elektronischer Musik und von der Ästhetik vergangener Epochen. Wir essen Kosmos-Kost und trinken Kosmos-Most. Wir sind Long-Distance-Voyager mit dem Helm unter dem Arm und den Lippen am Vocoder. Ein silberner Stiefel wippt lässig im unmerklich anschwellenden Groove. Unser Mutterschiff ist die Düsseldorfer Formation AI.
Mit analogen Instrumenten, klassischem Klangrepertoire der 70er sowie der Idee im Gepäck live neue Dinge zu erarbeiten und ohne festgelegte Strukturen zu improvisieren begannen Frank Bauer (Synthesizer) und Shunsuke Oshio (Gitarre) als Duo im Jahre 2009. Ein Jahr später stießen Matt Flores (Schlagzeug) und Andreas von Hillebrandt (Bass) hinzu. Mit den so gewonnenen rhythmischen Strukturen schälten sich die prägenden Einflüsse von Krautrock und Minimal Music klarer heraus. In der Zwischenzeit erschienen Gastbeiträge auf Compilations und die EP „Tiefenraum“. Man feilte ausführlich an klanglicher Brillanz und einem ausdauernden Groove. Nun ist AIs Debutalbum erschienen, das die bisherigen Arbeiten der Band zusammenfasst.
Als ginge es AI darum, Schwebezustände in einem Kontinuum des Übergangs möglichst lange aufrecht zu erhalten, ist der Umgang mit den Ressourcen Motiv und Harmonie immer mehr als sparsam, fast homöopathisch. Dafür ist der Groove allgegenwärtig. Der trägt alles. Denn nichts soll das federnde Gleichgewicht flächiger Klanglandschaft destabilisieren. Alles ist Statik. Alles ist leicht und durchsichtig, sogar dann, wenn zahlreiche ineinander verzahnte Schichten übereinander gelegt werden. Das ebnet AI den Weg in Richtung einer Abstraktion, die nur angedeutet wird, nie in Extremform überspielt wird. Immer werden große und noch größere Bögen gespannt, als ginge es darum, die Distanz zwischen zwei Galaxien mit nur einem Track zu überbrücken. Und das gelingt erstaunlich gut.
Mühelos schwebt das Mutterschiff angetrieben von der Keimzelle Minimalidee, dem einfachsten Treibstoff der Welt, in den offenen Raum hinaus, endlos. Man kann davon ausgehen, dass diese lange Reise dennoch wie im Flug vorübergeht. In endlosen Weiten und schillernden Spektren, während ein silberner Stiefel immer noch lässig im unmerklich changierenden Groove wippt. AI besticht als analog-elektronischen Projekt durch einen sehr differenziertes von Dancefloor beeinflusstes Klangkonzept, das Elektronik-Krautrock weiter abstrahiert und neu betrachtet.
Das Debut-Album „AI“ von AI ist am 16.05.2015 bei Hauch-Records erschienen.
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