Hart arbeitende Ensembles, von der eigenen Dynamik überraschte Percussion, lustvoll geschundene Streicher. Leiden am eigenen Kontakt mit den Klängen. Gefordert sein und andere herausfordern. Und um Neues zu entdecken. Körperlichkeit ist nicht Wellness sondern Strapaze. Und zwar auf eine Art und Weise, die jederzeit ein natürliches und sinnliches Abenteuer ist.
Jagoda Smytka betreibt so etwas wie eine Auswilderung ihres Instrumentariums, um die Wirkungsweise von Klang neu zu betrachten. Der unmittelbare Affekt des Lautes wird gesucht und gefunden. Dass Lautmalerische tritt zurück auf die Bühne und untersucht die Stofflichkeit des Akustischen. Dabei hält die große dynamische Spannweite den Zuhörer in angespannter Lauerstellung.
Krächzende Streicher, stumpfe Gitarren-Verzerrungen, kreischende Glissandi, verloren wirkende Stimmen im Raum. Missbrauchte Saiten unbekannter Herkunft. All das wird mit feinem Gespür für die nötigen Pausen in ein weit gespanntes dynamisches Gefüge gesetzt, so dass die Herausforderung des Leidens jederzeit zum lustvollen Erlebnis wird. John Zorn applaudiert wohlwollend von der Hinterbühne.
Dabei werden Fragen aufgeworfen. Ist Klang nicht nur einen Angelegenheit des Ohres? Sind Augen, Körper und Denken ebenso betroffen? Wie durchdringt Klang die Stoffe? Herausgeschält wird der Instinkt der Instrumente. Das ihnen Innenwohnende scheint rau und ungebändigt. Es ist dissonant und tritt immer wieder in Glissandi ans Tageslicht. Ein Erlebnis des Leidens ohne überbemühte Penetranz. Anspieltipp: „f* for music“.
Die Porträt-Veröffentlichung stellt insgesamt 7 Kompositionen Szmytkas der Jahre 2011-2013 zusammen. Bemerkenswert, dass die 1982 in Polen geborene Künstlerin in Komposition, Titeln, Themen und bildlichen Darstellungen, ja in ihrem gesamten Erscheinungsbild souverän eklektizistisch arbeitet und so manche zeitgenössische Selbstdarstellung im Pop ziemlich alt aussehen lässt. Ein weiteres Indiz dafür, dass sich die alten Lager auch in der Musik pulverisieren. Jagoda Szmytka sollte man jedenfalls auf dem Schirm haben.
„Bloody Cherries“ ist am 16.01.2015 in der Reihe „Edition Zeitgenössische Musik“ bei WERGO und Deutscher Musikrat erschienen.
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