Nach 14 Jahren setzt D’Angelo seine musikalische Karriere fort. Was in der Zwischenzeit passiert ist, ist völlig schnuppe, wenn man diesem Album beiwohnt, denn D’Angelo ist ganz bei sich, seinen Talenten und kreativen Schüben. Nichts hält ihn mehr auf. Nichts muss mehr bewiesen werden. D’Angelo liefert ab.
Black Messiah hat Bass, hat rockige Gitarren und diese Stimmen, die immer zwischen Background und Lead hin und her switchen. Alles bekommt seinen Ton, seinen Platz. Ein Lied entscheidet sich gegen den angedachten Beat, ein anderes frönt dem Engtanz. Man schwimmt mit in dieser dicken Suppe. Die Stimme macht etwas anderes als die Musik. Ein lebendiges Durcheinander entsteht.
Überall gibt es etwas zu hören. An den Rändern schreiben fleißige Bienchen R’n’B auf Bierdeckel. Alles kann, nichts muss. D’Angelo kriecht niemandem in den Arsch. Wer Q-Tip und ?uestlove an seiner Seite hat, der braucht keine Kritikerfreunde.
Black Messiah ist ein Sog, ein Schwamm und ein sexy Moloch. Refrains liegen unbekümmert in der Kuschelecke. Es geht um Riffs, um Mantras, um Politik, alte Soßen und Prince. D’Angelo gibt den Wichtigtuer mit Sexappeal und Meinung. Seine Stimme ist immer wieder gedoppelt, nach hinten gemischt oder mit anderen Stimmen verschlungen. Der Star ist das Spiel. Das Zusammenspiel, das Gefühl und der Transport sind wichtige Daten, die Zitate akzeptieren, aber sich nicht anbiedern. D’Angelo gliedert sich in den Sound ein. Bässe brummen, wummern, funken oder slappen. Vieles passiert nur einmal, anderes will Stilmittel sein, ist aber dann Jam oder Wichserei. Wie besoffen kommen Arrangement und Taktik um die Ecke getorkelt, bauen sich Tracks auf oder bleiben in den Kinderschuhen stecken, um nur mal so zu soulen, zu mucken oder zu grooven. Organischer, urbaner und „retrosexueller“ kann Funk, R’n’B oder Soul nicht klingen.
D’Angelo ist ein mutiger Könner, ein Troubadour, ein Mitwisser und Effekt-Protestler, der Musik liebt und ehrt. Wer hätte das gedacht? Das Präejakulat der Jahreslisten-Vollhonks ist noch nicht ganz trocken. Da kommt D’Angelo aus dem Delirium und macht ihre Witzlisten noch ungültiger. Black Messiah ist ein Brett. Eine Fingerübung mit vierzehn Jahren in den Dreads. Bombe. Lange nicht mehr so geflasht worden. Ich traue mich mal was: Black Messiah ist noch besser als Voodoo.
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