Umherschweifende Produzenten – Elektronische Musik

Knarf Rellöm, der letzte Dadaist der zerbeulten Hamburger Schule, ist so umtriebig, dass man ihn entweder ständig vergisst oder verpasst. Eben noch mit Huah! oder den Mobylettes auf der Bühne, dann mit den Shi Sha Shellöms in der Kunstpause oder mit der Trinity im All. King Fehler ist back. Diesmal mit Manuel Scuzzo als Umherschweifende Produzenten.
Es wird Pop gedengelt. Mal skurril, mal auf die zwölf, mal mit Dub, mal mit Masterplan, mal ohne.
Wenn man diese neue Hamburger „Band“ googelt, dann tauchen immer wieder Namen auf, die aber so gar nicht auf die beiden Freaks passen. Muss man immer Kraftwerk und Trio nennen? Sun Ra? Hallo?
Rellöm macht das, was er seit Jahren macht. Er singt Gedankenfetzen, die er aus dem Alltagsdreck unserer Großstadtleben klaut. Es geht nicht um Chorus, Bridge und Refrain. Eigentlich auch nicht um Genre oder Verpackung. Es geht um die Idee, die fixe Umsetzung, das Popzitat und den Flow. Zack auf Papier gebracht, zack ins Mikro gesprochen. All das gelingt der neuen Truppe wirklich ausgezeichnet. Rellöm will den Soul, will das Mantra, die Beichte oder den Denkanstoss. Ihm sind alle Mittel recht. Auch ein billiger Spaß wird zum Politikum. Und wenn es groovt, Bitteschön.
„Elektronische Musik“ macht Laune, ist aber auch etwas eintönig in der Instrumentierung und Inszenierung. Gute Ideen bekommen manchmal das falsche Gerüst mit an die Hand. Freut man sich noch über die freejazzigen Bläser, nerven sie dann doch, da sie fast einziges Stilmittel bleiben.
umherschweifende produzenten
Die Umherschweifenden Produzenten haben den Schuss nicht gehört, genau das macht sie unberechenbar und glaubwürdig. Auf einmal ist das Album rum und man hat Lust, es wieder und wieder zu hören. Das ist wohl das größte Lob, das ein Musiker bekommen kann. Keiner weiß, wie es geschah. Man hat sich in den Sound gefuchst. Man hat sich amüsiert und wegtragen lassen. Schön. Mein Lieblingslied ist die Nummer „Produzenten“, die schön zwischen A Forest von Cure und Nirvana auf Eis liegt.
Die Umherschweifenden Produzenten wollen ihre Tracks publizieren, kurz drüber reden, vielleicht ein paar Konzerte ballern. Sie wollen nicht den großen Erfolg. Sie wollen Aufmerksamkeit. Punkt. Vielleicht nur kurz, aber dafür mit Spleen, Lust und Verve. Das Album erinnert grob an die Zusammenarbeit Knarfs mit Fuschimuschi. Aber das ist schon sooooo lange her. Und wenn wirklich kein Hahn nach diesen Troubadouren kräht, geht es wieder zurück hinter die Theke im Pudel.

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