Mit oder ohne Simon Felice, die Brothers kehren der Scheune den Rücken, besuchten ein Studio und mischen ihr Folk-Ding nun mit angerockten Gitarren, Sperenzchen und Zitaten. Immer noch ist diese Band die beschwipstete in ganz Folk-Cowboy-Hausen. Ein Tusch! Ein Prosit! Weint deine Jugendliebe da am Tresen? Rette sie!
Ein Bob Dylan wird zu Springsteen, ein Whiter Shade of Pale zur eigenen Höchstleistung. Es tropft Gefühle.
Die Felice Brothers sind eine Band, die lebt und davon lebt. Sie rumpeln, sie schmusen, sie verdaddeln sich, machen aber alles mit Herzblut und Charme, dass man ihnen auch zickige Töne oder langweilige Passagen verzeiht. Auch Wiederholungen der Stärken nimmt man verzückt zur Kenntnis.
Es sind die Melodien und dieser unbekümmerte und nicht immer saubere zweistimmige Gesang, die sich von anderen Bands des Genres abgrenzen und man als Fan feuchte Augen bekommt. Die menschliche Jukebox wird nach Hause geschickt. Wir wollen wieder Röhrenverstärker sehen. Man liegt sich betrunken in den Armen, hebt die Gläser und guckt die Abiball-Schönheit von vor zwanzig Jahren immer noch mit dem selben bescheuerten Hundeblick an, obwohl Nancy nun zwanzig Kilo zuviel auf der Uhr hat. Man will wieder Kellnern oder mindestens in eine Kellnerin verschossen sein. Die Felice Brothers machen blind. Sie stehen auf der Bühne, dimmen das Licht oder schmeißen Heuballen auf die spießig gewordenen Unternehmensberater. Alles Verräter!
Es poltert nun etwas gemächlicher, kein Ton rutscht mehr ganz in die Hose, aber ich mag diese Bruderschaft immer noch ungemein gerne. Sie zeigen mir, dass Musik, wenn sie mit viel Liebe gemacht wird, immer noch Welten verbindet. Erbauungshymnen für spinnerte Romantiker. Stetson on!
jg The Felice Brothers – Favorite Waitress http://t.co/MCId9rSn3e
The Felice Brothers – Favorite Waitress http://t.co/Ji6moG7qqE