Unsere Reihe wächst und gedeiht. Aus einem schnöden Quiz ist ein Kleinod für „CineastInnen“ geworden. Danke, für so viel Zuspruch, auch außerhalb der Websphäre im privaten Austausch. Und? Welcher Film ist es denn heute? Wenn du Glück hast und im Dunkeln tapst, lösen vielleicht andere für dich oder du bleibst für immer dumm. Also Awesome Film! Um was ging es? Was, du kennst ihn nicht?
Awesome Film! Was, du kennst ihn nicht? Vol.28 http://t.co/Ay3hHM9aJa
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The Aviator, USA, D, 2004, Regie: Martin Scorsese. Filmbiographie über Howard Hughes mit Focus auf Ehrgeiz, Hygiene, Entfremdung, Krankheit, In-Vergessenheit-geraten. Ein großer Aufschlag aus Hollywood mit einem sehr großen Leonardo di Cabrio. Auch wenn ich bei Scorseses Dauerthema „Aufstieg & Fall“ mittlerweile gerne das Kino schwänze, das hier war Awesome und definitiv auf der Leinwand sehenswert.
Für mich ist Cate Blanchett als Katherine Hepburn das I-Tüpfelchen auf einem großen amerikanischen Traum, der wieder die Detailverliebtheit eines Scorsese ausbaden muss. Die Überlänge macht den Genuss fast etwas klebrig und doch sind die Neurosen und das Playboytum in Verbindung mit der Macht des Industriellen ein Hingucker. Aufstieg und Fall. Da kam Scorsese an dem Zaunpfahl Howard Hughes nicht vorbei. Geschichtskino mit Popcorn-Feeling für Menschen, die keinen Bock mehr auf Guido Knopp haben.
Wer hatte jemals Bock auf Guido Knopp?
Das ZDF. Also halb Deutschland. Die andere Hälfte ist die ARD und die hat Heinrich Breloer.
Und ich dachte, das ZDF sei nur ein geriatrisches Restauffangbecken. Wie auch immer – auch wenn ich den Überwältigungsfaktor dieses Films nicht ganz so hoch einschätze wie ihr, Aviator ist nicht nur für Flugbootfreunde sehenswert.
Hey, hey, hey … die Aufnahmen von Flugzeugen sind nicht der Film und Flugzeuge auch nicht das Thema. Thema ist die Substanz oder Befindlichkeit (oder so … ich suche noch nach dem richtigen Begriff hierfür) einer Person, die anfangs ganz genau weiss, was sie will und dies mit allen Mitteln umzusetzen weiss und dann — mit anhaltendem Erfolg — immer mehr Leere in sich fühlt. Depression, Melancholie, Enttäuschung vom Außen, vom Innen … so in etwa. Lars von Trier macht das anders, klar. Aber dieser Film hier ist nicht der x-te Aufguss einer Mafia-Karriere (wie wir es von Scorsese mittlerweile drüber haben) — nein, es ist Dank eines großen Schauspielers (der sich mit aller Kraft gegen sein verhunztes Titanic-Image stemmt) ein differenziert gezeichnetes Bild einer komplexen/ komplizierten Person, die — und das ist bezeichnend — dem Kapitalismus ein Gesicht gegeben hat. Die Gier nach mehr, ist das Verlangen nach Gott, schreibt Hannes Böhringer in seinem Buch über die Western- und Gangster-Filme Amerikas. Nur — dies ist kein Gangster-Film. Dies ist (eigentlich) eine Erfolgs-Story. Wenn da nicht diese kaputte Person hinter stehen würde. Und das macht die Klasse des Films aus — eigentlich.
Und ja, ich weiss … Hollywood bejubelt seine Stars (Schauspieler und alle hinter der Kamera auch) und beim Thema Drehbuch ziehen die Macher bedeutungsvoll so lange eine Augenbraue hoch, wie sie an ihrer Zigarre ziehen können. Tja, traurig aber wahr, heisst es dann mit einem doppelseitigen Blick durchs Champagner-Glas. Prost. Guter Film. The Show must go on. Die Zahlen stimmen? Prima, dann drehen wir eben noch so einen Streifen, denn dem Publikum hat’s gefallen. Am krankhaften Kapitalismus ändern tut es aber nichts. Keine Revolution geht von Hollywood aus. Never. Denn es ist eine Traumfabrik — nothing else.
Und nun, bitte keine Raufereien wegen irgendwelcher Fernsehmoderatoren in deutschen Fernsehsendern. Das Thema ist zu ernst.