Pünktchen ohne Anton – Kurzkritiken zu aktuellen Tonträgern

dope dodDOPE D.O.D. – MASTER XPLODER
Die Niederländer hauen ein Album raus, dass an ein Mixtape erinnert. Ihre Stärke liegt in der Härte. Sie gehen rau an die Tracks ran. Nichts wird künstlich aufgemotzt oder glattgebügelt. Man lebt den Street-Flair, man eckt weiterhin an und schert sich nicht um Hitpotenzial oder Mainstream. Manches erscheint dennoch zu ghosty produziert. Nicht allen Stimmen nimmt man diese Roughness ab. So zerlegen sich einige Tracks selbst, da sie zwar um Authentizität bemüht sind, leider aber über das Ziel hinausschießen. So wirkt manche Attitüde affig. Klar, man will derbe und nicht whack sein, aber dieser Hardcore-Ansatz ist nicht immer der Richtige. So verlieren Dope D.O.D an Zug und Klarheit. Oldschool. 6/10
holy mountainHoly Mountain – Ancient Astronauts
Die Schotten ballern alles weg. Ist das noch Stoner Rock? Holy Mountain sind wohl neben den Melvins die letzte Bastion des gepflegten Rock. Wunderschön warme Gitarren duellieren sich, machen Wände dick, säuseln den psychedelischen Dampf und brennen Barbiepuppen ab. Black Sabbath und Monster Magnet standen Pate. Gerade die Doom-Parts knallen teuflisch. Dosenbier-Album. 8,5/10
 
 
 
 
colourmusic-may-you-marry-richColourmusic – May You marry rich
Prog-Pop schlittert um die Ecke. Mal wird eine Hi-Hat aufgerissen, mal pimmelt eine Gitarre ein Riff in der Schlange vor der WG-Toilette. Wundersame, psychedelische Stimmen begleiten uns auf einen Trip durch Erinnerungen an Stroboskope. Wo die Flaming Lips Handpuppen haben, verbrennen Colourmusic Glücksgefühle. Die Songs wirken wie ein Experiment. Wie eine rauschende Ballnacht ohne Weiber. Refrains werden gedacht. Auf dem Hügel tanzen die Seminarleiter den Tanz der Tropenhüte. Spleenig, dennoch zauberhaft inszeniert. Wie Miike Snow auf Halluzinogenen. Laut und bombastisch. 7/10
 
 
 brazilQuatuor Ébène – Brazil
Fluffig fließt der Mucker-Bossa-Nova den Rio Tapajós hinunter. Halt, wir sind in Frankreich! Das französische Streichquartett liebäugelt mit einem Crossover, das funktioniert, aber auch leicht tranig wirkt. Das Herzblut und der Schwermut sind zwar zu spüren, doch auch Sängerin Stacey Kent haucht nicht wirklich Leben ein. Spießer-Bossa-Nova für die Gartenparty mit den verhassten Langweiler-Nachbarn. 4/10
 
 
 
 
 
Noah-KinNoah Kin – Now You See
Der Finne liefert modernen Hip-Hop mit elektronischen Einflüssen ab, der sich auch mal düster präsentiert. Kin hat alle Fähigkeiten, um mal ein Großer zu werden. Er nutzt den totgeglaubten Dubstep für aggressive Reime. Er changiert zwischen Produktion und Reduktion hin und her. So bleibt ein stimmiges Bild hängen, das topamtlich ein Entwurf für die MTV-Generation dieser Tage zu sein scheint. Cool, geheimnisvoll und trendy. 7/10
 
 
 
 

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