Schon im Eröffnungslied You were at my bedside, when I cleared gibt es diesen einen Ton, der dir durchs Mark fährt. Er kommt von ganz tief unten und innen. Aus der Tradition des Folk stammend, der sich seine Schützlinge sucht, nicht die ihn, bricht dir der Ton mit voller Schönheit die Kniescheiben. Viele würden jetzt von Blues sprechen, doch das würde zu weit gehen. Hier gibt es diese Momente, die für die Ewigkeit sein könnten, wenn man sie in den richtigen Hals bekäme. Der Ton rutscht in die Überraschung, in die Dissonanz. Zufall auf dem Reißbrett. Ich stehe Nachts für solche Töne auf. So wohl auch Annalena Bludau. Sie erzählt nämlich dunkle Geschichten, die sich neben den ruhigen, akustischen Melodien niederlassen, ja, fast breit machen. Halbtöne flüstern Wahrheiten.
Bludau singt mit sicherer Stimme über die Unsicherheiten des Lebens. Ihre Pickings begleiten sie über Stock und Stein. Eine Strophe hat ihren Platz an der Steckdose, obwohl alles auf unplugged pocht. Annalena nutzt den Klang der Räume, um tiefer in die Songs zu driften. Das Rauschen des Amps könnte auch Wind sein. So zieht sie die Hörerschaft in ihren Bann. Man lauscht fast gedankenverloren den Folk-Anmutungen, die sich leider nicht immer so weit aus dem Fenster lehnen wie in You were at my bedside….
Annalena Bludau schafft es dennoch, die Nacht zu überstehen. Der Klang ihrer Stimme übertüncht manch zu lang geratenen Part. Sie bleibt stoisch und stilecht. In The Black / Two-Spirit II ist ein tolles Album, das wächst und inspiriert. Annalena Bludau könnte eine mutige Freundin werden, die einem an den Crossroads die Hand auf die Schulter legt. Sie könnte ein Hafen sein. Eine Gefährtin, die dir die Wunden leckt, wenn man zerschossen aus der Nacht zurückkehrt. Eine Nico in Gedanken. Repeat.
Annalena Bludau – In The Black / Two-Spirit II http://t.co/2yKTQoalcp
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