Mehliana feat. Brad Mehldau and Mark Guiliana – Taming the Dragon

Das Piano hat Brad Mehldau in den Korridor gestellt. Vielleicht berührt er mal im Vorbeigehen eine Taste oder beginnt eine Passage dort, um sich warm zu spielen, doch seine Steckenpferde sind nun Synthies und Rhodes.
Mehldau schmeißt sich mit Mark Guiliana an den Drums dem Jazz an den Hals. Die beiden Troubadoure wollen sich nicht festlegen lassen. Sie wollen rocken, improvisieren, wirbeln und explodieren. Dies klappt auf Taming the Dragon mal mehr, mal weniger gut.

Der wahnsinnig knüppelnde Guiliana gibt Salven ab, die Mehldau manchmal nicht mehr einzufangen weiß. Die Spoken Word-Passagen lockern fast die experimentelle Stimmung ein wenig auf.
Das Duo nimmt sich Zeit, ja es klingt fast nach Session, wenn sich Teile lange bemühen, um Dramatik und Groove zu kreieren. Der Syth-Bass rumort in der Bauchgegend. Manch Snare-Wirbel ist so fix, dass einem die Haare zu Berge stehen.
Ich persönlich mag die reduzierteren Momente, die mal die Kraft loslassen lieber. Doch das Duo treibt die Skizzen in immer höhere Gefilde. Sounds werden ausprobiert, Passagen bekommen den Urknall zu spüren. Taming the Dragon ist ein dynamisches Monster, das gelegentlich zu inspiriert wirkt. Manch Augenblick wird liegen gelassen, da man eher am Crossover als an einer Linie interessiert ist.
Atemlose Unruhe verdrängt das Piano in den Korridor. Vielleicht sitzt da ja der Drache, der dem Muckertum ins Gesicht faucht. Jazz-Trip für gelangweilte Kellerasseln, die das Wilde in den Gretsch-Drums eines Guiliana versteckt haben. Die Holzhammer-Taktik hat im Jazz noch nie funktioniert.

MEHLIANA featuring Brad Mehldau and Mark Guiliana 06.06.12 Stone, NYC from Brad Mehldau on Vimeo.