Was will er denn nun? Will er die Rockabilly-Tedsau sein, die rumpelt und altklug retro ist? Oder ist er der coole Britpopper, der sich mit den Großen wie Oasis und den Arctic Monkeys anlegt? Oder ist Jake Bugg, der mit der Quäkstimme, der Donovan und Young verehrt und viel zu spät geboren wurde, um jemals die Länge des Bartes von Produzent Rick Rubin einzuholen?
Umtriebig ist er ja, dass muss man sagen. Direkt nach seinem Erfolg des Debüts, wirft Bugg einen Zweitling auf den Markt, der sich einiges gefallen lassen muss. Bugg wird überall stark kritisiert. Alles wäre so konservativ, alles so platt und ohne Gefühl. Bugg würde sich in ein Korsett zwängen, wäre unglaubwürdig und mit seiner Stimme eine Nervensäge.
Ich finde, dass die neuen Aufnahmen vor allem Spaß machen. Ja, manchmal ist das auch ein ausschlaggebender Punkt. Musik soll in die Beine gehen, man soll schnipsen, lachen, tanzen und küssen. Bugg liefert amtlich ab. Auch sind die neuen Lieder mit einigen tollen Refrains versehen. Das Album flutscht so durch. Gut, es ist ja auch Pop. Es gibt kurze Nummern, es gibt Gitarren-Soli, es gibt Gefühliges, es gibt Bluesiges, es gibt ein wenig Britrock und es gibt etwas Junges, das wie etwas Altes klingt.
Wer die Stimme Buggs nicht mag, hat hier eh nichts verloren. Ich mag sie. Bugg ist ein kauziger Sänger, der fast mehr plappert als das er singt. Die ruhigen Balladen sind knorke, hier zeigt er sein Talent. Er ist doch nur ein Kid von der Straße, das Musik liebt und machen möchte. Vielleicht falle ich aber auch auf eine Marketingstrategie rein.
Wenn er die Rock’N’Roll-Keule rausholt, wird es manchmal ein wenig zu stumpf, aber es scheint ihm wirklich ein Anliegen zu sein. Ob jetzt Rubin der richtige Produzent war, ist eigentlich schnuppe. Jake Bugg haut ein Album raus, das funktioniert, das ihn von mehreren Seiten präsentiert. Vielleicht muss er sich irgendwann entscheiden. Will ich ZZ Top sein, Neil Young oder doch Alex Turner? Er ist noch jung, er hat noch Zeit. Ich gebe sie ihm und höre mit Genuss sein Album.
jg Jake Bugg – Shangri La http://t.co/v5GtYsEjeY