Basia Bulat – Tall Tall Shadow

Wenn Basia Bulat nicht diese Stimme hätte, die klingt, als käme sie drüben aus den Hügeln, ja dann wäre ihr neuer Streich ein wenig zu beliebig, denn Basia möchte nun was vom Kuchen abhaben, den andere Mitstreiterinnen des Genres Folk-Spleen schon fast aufgemümmelt haben. Auf Tall Tall Shadow werfen diese wahrlich große Schatten. Eine nächste Joni Mitchell fällt halt nicht vom Baum.
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Bulat möchte auf dem neuen Album etwas konventioneller klingen. Sie möchte eine Band im Rücken haben. Ein Gerüst aus Schlagzeug und soften Gitarren. Da konnte Tim Kingsbury von Arcade Fire Abhilfe leisten. Inklusive Handclaps und Autoharp.
Tall Tall Shadow klingt ein wenig zu solide. Leider. Bulats Aushängeschild, ihre Stimme, verliert sich im Radio-Pop-Folk der Gegenwart. Wo sind nur die Kleinode hin? Die obskuren Instrumente und die Kühle? Eine neue Power soll diese Attribute ersetzen, doch da geht der Schuss nach hinten los. Elektronische Versatzstücke? Why? Ich will Schlaflieder, Emotionen und Moos zwischen den Zehen! Wenn Basia Bulat nicht diese Stimme hätte, die klingt, als käme sie drüben aus den Hügeln, ja dann wäre ich kein Fan mehr.

0 Gedanken zu „Basia Bulat – Tall Tall Shadow“

  1. Ich weiss nicht, warum Du Dich so aufregst, Zloty. Die Big Money-Intervention von Herrn Kingsbury ist doch in dem oben gezeigten Beispiel noch relativ verhalten/ geschmackvoll. Ich fühle mich an die Pop-Platte von Robin Holcomb im Jahre 1992 „Rockabye“ erinnert. Damals hatten die Produzenten Wayne Horvitz (zufällig auch Gatte der Vorgenannten) und Peter Holzapfel (glaube ich) ebenfalls die famose Idee, aus einer zerbrechlichen Folk/ Jazz-Bardin eine radiotaugliche Gassenhauerin zu machen. Anfang der Neunziger dann noch mit E-Drum Toms zur Einleitung des Refrains. Gruselig. Der angestrebte Hit hiess damals „Help a man“ – und das war wohl auch das Hauptziel. Zum Glück findet man auf Rockabye aber auch ein paar typische Holcomb-Perlen (wie z.B. „Widowmaker“). Prinzipiell hat Frau Holcomb danach drauf verzichtet, sich so ins Rampenlicht zerren zu lassen. Es folgten viele weitere tolle Alben, die alle eher E- als U-Musik sind. Aber das hier von Frau Bulat ist jetzt gar nicht so böse. Und auf diese verhuscht-verklemmte Art wie beim NPR Tiny desk concert im Januar 2011 wollte sie (verständlicherweise) bestimmt nicht weiter machen. Also …?

  2. Nope. Der Song da oben (wie heisst er eigentlich? Genauso wie das Album?) ist nicht belanglos. Es hat halt jetzt ein Radio-Wumms-Mäntelchen übergeworfen bekommen und – ja – es wurde aufwändig arrangiert. Vorbei das schwarz-weisse, ich-stehe-hier-alleine-mit-meiner-Klampfe Pseudo-Dokumentarische. Jetzt wird Pop gespielt. Aber doch auf hohem Niveau. Wie ist denn der Rest des Albums? Auf YouTube gibt’s noch ’ne recht schwierige Cover-Version von „Le temps de l’amour“. Hat es der Quatsch etwa auf’s Album geschafft?

  3. Der Song heißt wie das Album. Der Rest ist schnell gehört und vergessen. Die Stimme ist immer noch top, doch das Mäntelchen nervt. Basia braucht kein Gewummse. Sie wäre in der verträumten Sibylle Baier-Ecke besser aufgehoben. Das Album hat keinen Mut.

  4. Okay. Dann höre ich weiter Robin Holcomb. Zwei Nachträge noch: der zweite Produzent hiess Holsapple (ex-db’s, ex-R.E.M. …). Und dann gab es doch noch ein Holcomb Album, das ähnlich produziert wurde: The Big Time aus dem Jahr 2002. Habbich noch nicht. Wünsch‘ ich mir zu Weihnachten 😉

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