Eric Pfeil – Ich hab mir noch nie viel aus dem Tag gemacht

„Ich habe aber irgendwann gemerkt, dass ich mich lieber mit Musik beschäftige, als sie tatsächlich selbst zu machen.“ Dies sagte Eric Pfeil in einem Interview 2010. Drei Jahre später halte ich nun sein Debütalbum in den Händen. Es muss ihn gejuckt haben, dann doch die angesammelten Songs, die man beim Daddeln auf der Klampfe Zuhause immer und immer wiederholt, mal aufzunehmen. Produzent ist Ekki Maas, der hauptberuflich bei den Erdmöbeln ist und die wiederum eine Lieblingsband Pfeils ist. Es kommt, wie es kommen muss.
Pfeil macht Liebhabermusik für Romantiker, die sich an Referenzen ergötzen. Musik für Textanalysten, die hier aber mit der Hippie-Attitüde und mit dem Hang zu Großstadt-Cowboygeschichten zu kämpfen haben. Pfeils Stimme nähert sich mal an, mal wirkt sie verdammt weit weg, obwohl sie ins Zentrum der Produktion geschubst wurde, ohne aber eine tragende Wand zu sein. Irgendwo zwischen Markus Berges und Tom Astor, aber mit der Schludrigkeit eines Sven Regeners, pendelt sie sich ein. Die Romantiker erwarten keine Revolution. Schon gar nicht von einem Schreiberling. Mich erinnert das Album an die musikalischen Versuche von Ernst Kahl mit Hardy Kayser.
Die Musik hat sich also für Singer-Songwriter-Pop und Country entschieden. Mal nervt das Pferd, mal passt es ins Bild. Geschmacksache. Ekki Maas bringt tolles Klimbim mit, um die Kleinode etwas aufzuscheuchen. Das ähnelt natürlich schwer seiner Hauptband, schadet aber nicht. Mal darf sogar alter Offbeat an Ekki & The Toasters gemahnen. Hier klingt das aber dann eher wie eine lustige Nummer von El Bosso & die Ping-Pongs, nur ohne Ska. Maas‘ Paul McCartney-Bass hüpft vergnügt und bringt immer wieder die große weite Welt mit. Mann, da muss doch mehr gehen? Die Voraussetzungen sind doch eigentlich dufte.
Eric Pfeil
Pfeil macht den Romantiker, den Querverweiser. Mal gelingt dies und er kann berühren, mal dümpelt ein Song langweilig dahin und man fragt sich, warum das so gemacht oder komponiert wurde. Schön ist der Einstieg ins Album. Drachentöter erinnert, vielleicht ja sogar unbeabsichtigt, aber das glaube ich nicht, an Anders als glücklich von Blumfeld. Wie der Chor am Ende den Refrain intoniert und Pfeil dagegen spricht und singt, ist tolles Popzitat und süßer Klang. Leider bleiben die kurze Momente des Aufhorchens die Ausnahme. Das Album ist einfach zu bieder. Auch textlich macht die Liebe noch keinen Sommer. Musste es Italien sein oder Battisti? Die Poesie hat zwar Details, aber eigentlich nur für Erwachsene, die in Fincas in der Toscana, Lucca, Umbrien oder Amalfi sitzen, die den ganzen Tag Radio hören und Vino schlürfen und den Kindern beim Cowboy- und Indianerspielen zuschauen. Man hat es irgendwie geschafft. Man musste sich nur ein wenig verbiegen im Leben, um zu leben. Lange Gespräche drehen sich im Kreis und um das Gestern, die Angst vor Morgen, die schönste Frau des Lebens und die eigene Spießigkeit. Sorry.
Manchmal ist die Musik zu den Texten schön. Mal kann eine Bridge eine wirkliche Wendung sein. Die Hits bleiben aber in der Satteltasche. Refrains sucht man mit dem Fernglas. Hat man mal einen gefunden, haut der einen aber auch nicht vom Schimmel.
Eric Pfeil wird dieses Album nur für sich gemacht haben, nicht für irgendeinen Markt oder eine Zielgruppe. Seine Tochter trällert mit, seinem verstorbenen Vater ist es gewidmet. Alles in Ordnung. Ich wollte es erst nicht, doch ich lasse mich zu einem Schlusssatz hinreissen, der eigentlich unfair ist. Eric Pfeil sollte schreiben.

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