Wenn der Drumcomputer fast seine dröge Starre verlässt, dann muss das am metallischen Bass liegen, der den Rhythmus aus dem Korsett schießen lässt. Shellac aus Deutschland? Oder ist es der Sprechgesang, der Miriam bepöbelt, von Tranquillanzien oder von der Drecksstadt Hannover erzählt? Ein Riff ist ein Riff, ist ein Riff.
Die High Quality Girls schieben ihren NoWave-„Bluesrock“ elegant in neue Bahnen. Aus Low-Fi wird Low-Fi mit Stil. Ob das nur an Produzent Tobias Levin liegt, bleibt anzuzweifeln. Die High Quality Girls haben sich einfach weiterentwickelt. Sie haben noch mal geschaut, wie das die Größen The Jesus Lizard oder Suicide so hingewichst haben. Die drei Hamburger festigen ihren Sound auf diesem Album. Alles wirkt ausgereifter.
Die Texte fließen in die Riffe. Durch das Hinzukommen des Basses hat der Unterbau mehr Druck und Gewicht. Man kann mehr musikalisch wirken, als nur auf der Textebene, den Schockzustand auszukosten. Johnny King darf aber natürlich weiterhin die getriebene Sau geben. Er schwadroniert und schwadroniert bis die letzten Sonnenstrahlen vergilbt sind oder die Nacht keinen Bock mehr hat, in Dunkelheit zu veröden.
Die verzerrte Gitarre gibt dem Ganzen etwas internationales. Man erinnert sich an Transistor-Amps und an Amphetamine Reptile Records. An Lärm, New York mit Türmen und viel ekligen Männerschweiß.
Die unnotierbaren Klänge bekommen bei den High Quality Girls klare Strukturen an die Hand, die gerne wiederholt werden. King macht den Mantra-Showman. Seine Worte sind Salven. Unter der Sturmmaske sind die Furchen des Lebens versteckt. Atonalität hat hier kaum noch Platz, obwohl man gerne die Gitarre klangmalern lässt. Man weiß wohl genau, ob man den Ton nach oben oder unten verschieben muss, um Fidel Bastro-Labelchef Bernd Kroschewski aus dem Höschen zu holen. Die High Quality Girls sind angenehm altersmilde. Ihre Tracks schleppen sich durch das Midtempo der Großstadt. Hier wird der Dreck produziert, der alltäglich um uns herum passiert. Der letzte Witz ist gerissen, der letzte Kick gekickt. Man säuft sich ins Delirium oder man schnüffelt mal wieder oldschoolmäßig am Kleber. Alles ist beschissen. Der Protest ist sinnlos. Die High Quality Girls haben sich gesteigert und kriechen dennoch am Abgrund. Ihr Rock spackt nicht rum, sondern arbeitet sich ab.
St. Pauli braucht Trash, Lyrik und Statements. Das alles haben die Boys bzw. Girls aus HH. Spleenig, aber gut.
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