Zola Jesus wurde herumgereicht wie die Trophäe eines gewonnenen Krieges. Wir haben immer gesagt, dass dieser Gothic-Sound massenkompatibel ist. Seht her! Er muss nicht nur in gruftigen, vernebelten Clubs stattfinden, nein, er muss nicht nur für die Szene in Black konzipiert sein. Er kann auch ganz arty farty in Konzertsälen oder Museen über die Bühne flattern. Wir haben es gewusst. Jetzt löffelt unsere Siegersuppe aus.
Zola Jesus wurde von Anfang an dazu auserkoren, die Stilikone zu sein. Sie trat in die Fußstapfen Siouxsies. Fast vergessen sind die Gigs in schlechten Clubs oder Kollaborationen mit Xiu Xiu und Freddy Ruppert. Jetzt wird das Licht angeschaltet, man weiß nun wie Nika aussieht. Jetzt ist sie nicht mehr blond, nicht mehr schwarzhaarig. Wie ihr Album liegt alles irgendwie dazwischen. Jetzt gibt es den Neo-Klassik-Stempel für die kleine Amerikanerin. Leider rammt der sie tief in den Boden. Nicht ins spannende Fegefeuer. Nein, in den Mulch der Spießigkeit.
Die alten Hits sind schnell neu aufgenommen. Foetus aka J.G. Thirlwell schrieb die Arrangements. Aus dem kleinen Indie-Mädchen wird der Schwan, der immer schon in ihr schlummerte, doch wollten wir diesen Wandel? Die Kultur fährt in Nikas Lieder, somit auch sofort das Biedere. Starbuckstassen-Sammler finden Gefallen an dem Neoklassizismus für den Kreis der nicht ans Original denkenden HauswirtschaftlerInnen. Aber auch der olle Sisters of Mercy-Fan darf endlich mal wieder das Wort Industrial falsch aussprechen. Zola Jesus wird das nicht stören. Sie begibt sich ins Sonnenlicht; auf die Cover unzähliger Magazine. Der Nebel ist verschwunden. Jetzt wird der Pathos in Dollars aufgewogen. Leider verlieren die Lieder an Kraft, an Trauer und Relevanz.
Wer auf Neuinterpretationen steht, darf getrost zugreifen. Wer Zola Jesus als Fan auf ihrem Weg in die Entschlackung, ja, fast in die Bedeutungslosigkeit begleiten möchte, bitte folgen. Alle anderen kaufen sich die alten Aufnahmen oder hören, falls schon geschehen, weiterhin in abgedunkelten Räumen mit der Bondage-Mutti von der Decke baumelnd die tollen Originale, die eigentlich für unkaputtbar galten, bis Nika in die Kunstwelt gestossen wurde und Langeweile von allen Seiten hineinblies. Ach, Zola Jesus!
Zola Jesus – Versions http://t.co/sWyjr1uqwh
Wow, tolle Entdeckung! Die Musik mag ich sehr gerne als Hintergrundmusik für spannende Sessions.