Roberto macht den Robbie. Blanco, der Schlagerbarde mit Spaßgarantie, wird von seiner Plattenfirma nach New York geschickt, um endlich mal wieder was aufzunehmen, dass wahrgenommen wird. Nicht so von seinen alten Fans, sondern eher von der Springer-Presse und den Nörglern und Hatern. Mann, das kann der Blanco auch?
Dass es Swing sein soll, mag viele überraschen, doch in Blancos Stimme ruhte immer schon die Showtreppe, die Blue Note und die weite Welt. Nach dem Erfolg von Heino hatte man sich gedacht, dass man den nächsten alten Recken mit neuem Gewande ins Rennen schicken könnte, um der Schlager-Szene aus dem Mief zu helfen. Richtige Sänger mit richtigen Liedern. Tolle Idee. Hochkultur am Rande des Debilen.
Robbie Williams hat sich damit 2001 ein fast neues Image geschaffen. Vom Badboy einer Boyband zur Grinsekatze im tänzelnden Schritt. Roberto Blanco bleibt nur die Spaßkanone, die jedem Rock hinterher schielt. Der Swing von Blanco klingt nicht nach verschmitztem Jazzklüngel noch nach New York. Kein Broadway macht die Lichter für Blanco an. Man hat zwar gute Musiker aufgefahren, doch die bleiben stets im Korsett einer Baumarkteröffnung stecken. Die Produktion hält sich spießig ans Konzept, nicht aus der Rolle zu fallen. Hier ein wenig Wanne-Eickel, da mal Samstagabendunterhaltung der alten Schule.
Vielleicht sind die beiden neuen Lieder, die der deutsche Burt Bacharach Christian Bruhn komponierte, das Innovativste, dass Blanco in den letzten Jahren veröffentlicht hat, doch auch hier bremst er sich selbst aus. Zu viel Humor verdirbt den Eindruck, dass Roberto es ernst meint. Zu wenig Gefühl wird in die Lieder gelegt. Das Orchester wichst alles runter und Blanco sucht jede Kamera, in die er sein Grinsen legen kann. So plätschern die Songs lieblos den Hudson River hinunter.
Singen kann Blanco. Das wissen wir. Man kann ihm auch ein gewisses Showtalent nicht absprechen, doch wenn man hört wie Blanco When You’re Smiling singt, dann vergeht einem das bisschen Spaß. Er nimmt dem Song jede Nostalgie, jede Rhythmik und jede Daseinsberechtigung. Warum hat sich Blanco nicht mal ’ne alte Judy Garland-Platte angehört oder wenigstens die Version von Rufus Wainwright. Fast gequält und eine Tonlage zu tief, kämpft sich Blanco durch die Lieder. Er hat irgendwie seinen Groove verloren. Er tapst wie der Gute Laune-Bär durch die Arrangements. Wenn Blanco nicht singt, vergisst man fast zu schnell, dass er gleich wiederkommt.
Blanco ist kein Stevie Wonder, nein, kein Sinatra und kein Frankenfeld. War er nie und wird er auch nie werden. Er bleibt der Puppenspieler von Mexiko, der, wenn er auf englisch singt, sogar mehr Udo Jürgens ähnelt, als er wohl glauben mag. Klingt wie ein Kompliment. Nicht so gemeint, nein.
Ob Roberto damit auf die 1 geht, ist zu bezweifeln. Das Konzept ist dann doch zu sehr Nische. Die alten Fans wollen wohl keinen Crooner, der olle Standards runterreißt. Sie wollen Amarillo, ein bisschen Spaß und Heute so und Morgen so. Sie wollen einen Dreiminuten-Auftritt im Fernsehgarten mit kanarienvogelgelben Samba-Tänzerinnen, die mit ihren fast freigelegten Popos wackeln. Danach darf Blanco vielleicht noch mit Armin Roßmeier an den Herd oder Kiwi Kiewel an die Theke fassen. Das Augenzwinkern, die Idee hinter Swinging New York verkommt zu einem Achselzucken. Ich als Fan bin enttäuscht, ich hole lieber die alten Schlager raus, denn zum Glück haben wir noch bis zum 11.Oktober Zeit bis Deutschland das kaufen soll. Großer Mist.
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