Wenn einem Bluegrass nicht mehr ausreicht, muss man tief in den Anfängen der eigenen Musiksozialisation kramen. Chris Thile hat dort Bach gefunden und ihn nun auf seiner Mandoline umgesetzt; die nicht die Violine imitiert, sondern eigenständig eine Klangfarbe entwickelt. All das passiert nicht, weil das eine Herausforderung wäre oder so abgefahren klingt, dass die Mainstream-Klassikfans aus den Höschen springen. Nein, Thile liebt dieses Instrument. Thile liebt es, seine Mandoline mit Swing durch die klassischen Werke zu schicken.
Als Bach-Fan und Liebhaber der Gould-Interpretationen war diese Umsetzung die Erfüllung seines Traums. Das für ihn Vollendetste noch einmal auf neuem Terrain auszuprobieren. Das hat nichts mit Americana oder Lagerfeuer zu tun. Auch Grammy-Gewinne sind da bedeutungslos. Die Mandoline wird zum klassischen Saiteninstrument. Thile beherrscht das Tempo und den Anschlag. Er gibt den Werken eine neu Farbe. Sein Gesicht und Finger, quasi ein neues Zuhause.
Die Mandoline versprüht eine tolle Wärme, die sowohl ungewohnt als aber auch passend, wie für sie komponiert klingt. Man horcht auf, da man diesen Klang nicht mit den Kompositionen Bachs verbindet. Wer also was neues sucht, wer mal über den Tellerrand der verstaubten Versionen Bachs luschern möchte, dem sei Chris Thile sehr empfohlen. Thile taucht in ein neues Licht. Sehr schön. Die Avantgarde braucht nicht immer neue Besen.
Chris Thile – Bach: Sonatas and Partitas, Vol.1 http://t.co/2Gkw9LVUZi
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