Die achte Ausgabe des Open Source Festivals gastierte in diesem Jahr erneut am inzwischen bewährten Veranstaltungsort der Galopprennbahn Düsseldorf, diesmal vor ca. 5000 Zuschauern. Auf drei Bühnen verteilte sich das umfangreiche Live-Programm zu dem in diesem Jahr unter anderem Mos Def, Dinosaur Jr. und Dark Star zählten.
Ebenso gehörte zum bewährten Konzept des Festivals auch in diesem Jahr ein ergänzendes Nachtprogramm im Stahlwerk an der Ronsdorfer Straße, das ich in diesem Jahr zum ersten Mal besuchte. Von der Infrastruktur bis zum Wetter waren die äußeren Rahmenbedingungen des Festivals fast perfekt und boten die Grundlage für eine angenehm lockere Atmosphäre. Es sollte ein Abend der Steigerung werden.
Durch vielversprechende Auftritte hatte sich die Düsseldorfer Formation AI in den letzten Monaten mit funky Neo-Krautrock ins Gespräch gebracht. So überraschte es nicht, dass AI nun die Gelegenheit bekamen, als Opener des Abendprogramms zum ersten Mal vor einem größeren Publikum zu spielen. Ihr einstündiges Set begannen AI konzentriert, aber ein wenig nervös. Ihre typischen groß angelegten Spannungs- und Stimmungsbögen, wie auch die Dialoge zwischen Rhythmusgitarre und Synthesizer brauchten eine Weile, um ihre hypnotische Wirkung in großer Halle zu entfalten. Doch spätestens mit ihrem Paradestück „Amorph Impressions“ fanden sie zu sich, der treibenden Wirkung ihrer Themen und auch zu ihren zahlreichen Fans im Publikum. Schließlich rundeten sie ihr Set durch eine amüsante Coverversion des Daftpunk-Klassikers „Da Funk“ ab.
Dann kam Kreidler. Sie hoben den Abend mit Auszügen ihrer letzten drei Alben in die nächste Liga. Es gelang Kreidler mit abstrakten halbelektronischen Tracks dunkle Stimmungen von kontraststarker Tiefe abzubilden. Elektronische Beats, Schlagzeug, Bass und Synthesizer verschmolzen zu einer Einheit und generierten ein dicht arrangiertes Stimmungsgeflecht von Düsternis und Energie. Bei „Jaguar“ trat Andreas Reihse mit einer kleinen Kraftwerk-Reminiszenz hervor. Er benutze sein Mobiltelefon als Wireless-Controller und mimte den Musikant mit Taschenrechner in der Hand. Kleine Gesten trafen auf Stimmungen von großer Ausdrucksstärke.
Das Berliner Elektronik-Duo Modeseleketor brachte mit seinem Stilmix aus Techno, Electro und Dubstep nicht nur die deutliche Hinwendung zum Dancefloor, sondern auch die nächste Steigerung, ja Beschleunigung, des Abends. Mit atemraubender Perfektion spulten Sebastian Szary und Gernot Bronsert ein Feuerwerk der Kontraste ab, ohne Punkt und Komma, ohne die Chance auf eine einzige Atempause. Modeselektor erwiesen sich mit einem gewittergleichen Set von Hardcore bis Electro-Funk wie ich es selten zuvor gehört habe, als kompromisslose Choreographen der Oszillatoren und als jederzeit würdiger Topact des Abends. Und das obwohl ihre Performance-Attitüden unnötigerweise in die Untiefen vernebelter Ibiza-Nächte wiesen. Das synchrone Zusammengehen von Bühnenbild, Schattenspiel, Lichtinstallation, Video und Musik formte an diesem Abend eine 90minütige Elektronik-Show von absoluten Sonderrang, der beeindruckende Abschluss einer gelungenen Festivalnacht.
jg Open Source Festival, Stahlwerk Düsseldorf, 29.06.2013 http://t.co/NyrHZ2RwHc
Open Source Festival, Stahlwerk Düsseldorf, 29.06.2013 http://t.co/PrerEeWejw
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