Mark Lombardi – Kunst und Konspiration

Wie politisch kann Kunst sein oder wie kann Kunst Politik und Wirtschaftsstrukturen abbilden, mit aller Klarheit und Deutlichkeit?
Mark Lombardi war vielleicht gar kein Künstler, eher Skeptiker, Rechercheur oder Informationsdesigner mit detektivischem Talent. Seine „wolkigen“ Soziogramme sind weltberühmt. Lombardi arbeitete arkribisch, fast schon manisch an der Darstellung von politisch-ökonomischen Machtstrukturen. Ihm genügten ein Bleistift, eine Symbolschablone und seine Recherche. Für einige war er ein Verschwörungstheoretiker, für andere ein Fenster zu einer Welt der Winkel und Schlüssel. Seine Informationen bezog Lombardi aus öffentlichen Medien, damit ihm keiner Unglaubwürdigkeit vorwerfen konnte.

Marl Lombardi

Seine Soziogramme zeigen den Einfluss oder die Kontrolle von Personen und Firmen/Konzernen oder Terrornetzwerken untereinander und auf andere. Die wechselseitigen Beziehungen und Verbindungen sind der Schlüssel zum Verständnis vieler Intrigen, Skandale und Anschläge, vertuschter Schiebereien oder Geldwäsche. Da wird ein Darlehen zum Ereignis. Ein Kredit zum Rädchen.
Lombardis „narrative Strukturen“ begleiteten ihn bis in seinen Tod. Dieser ist auch mysteriös. Man fand Lombardi erhängt in seinem Atelier, doch Freunde, Wegbegleiter und die Familie glauben nicht an Suizid. Lombardi fühlte sich verfolgt, er wurde vom FBI überwacht und erhielt Drohanrufe. Wusste er zu viel? War er unbequem? Nach dem 11.September, etwa ein Jahr nach Lombardis Tod kam eines seiner Bilder noch einmal in den Fokus, da Lombardi die Verflechtungen der Bin Laden-Familie zu den Bushs aufgezeichnet hatte. War Lombardi ein Prophet? Hatte er schon Dinge gesehen oder geahnt, die in der Zukunft standen? Warum hat er all diese Verbindungen visualisiert?
Der Dokumentarfilm von Mareike Wegener lässt Freunde und Theoretiker zu Wort kommen und zeigt alte Interviews mit Lombardi. Sie schafft es, einen Spannungsbogen zu zeichnen, der Lombardis Obsession einfängt. Natürlich kann auch sie keine Antworten geben und doch zeigt sie ein persönliches Portrait eines Künstlers, der vielleicht der risikofreudigste seiner Generation war. Ruhm war ihm nicht gegönnt, aber dennoch reisen Lombardis Bilder heute um die Welt. Sie öffnen immer noch Augen. Toller Film.

21. Juni 2013 bei good!movies erschienen

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