My Bloody Valentine – m b v

My Bloody Valentine waren nie richtig weg vom Fenster. Sie tauchten zum Beispiel 22 Jahre lang ständig in den Gedanken ihrer Fans auf; auch lagen sie immer noch auf den Plattentellern in Indie-Discos oder Shoegaze-Wohnzimmern. Sie hatten einen fest Platz im Herzen neuer Rock-Formationen. Die Kritiker nannten häufig genug ihren Namen, um eine Art von Sound besser analysieren und kategorisieren zu können. Jetzt sind sie zurück und man ist gar nicht so überrascht, da man sie eh nicht vergessen hatte und Kevin Shields zwar nicht umtriebig, aber in der musiklosen Zeit sehr präsent war.
Ohne externes Label und Vertrieb gibt es nun Album Nummer drei, wenn man Ecstasy nicht als Album zählt. Die Zeit steht still. Shields wirft den Leierkasten an. Er schichtet Gitarrensounds übereinander, um die Begrifflichkeit Rock aufzulösen. Aus mehr wird weniger. Eine wabernde Masse, die sich wohlig warm mit dem entsprechenden Gefühl in der Magengrube zwei Dekaden zurückarbeitet. Manches schlägt auch in Übelkeit um. Vieles dreht sich so minutiös, dass es einem schwarz vor Augen wird. Zukunftsmusik aus der Vergangenheit.

My Bloody Valentine - m b v

Noise schiebt sich wie gehabt an die Grenze zu Pop. Sphärische Klangbilder haben lange Zeit, sich in die Herzen alter und neuer Fans zu brennen. Es wird gepoltert, dramatisiert und durchbrochen. Vieles verschwimmt. Das Schlagzeug schwankt zwischen Ausbruch und Auflösung. Ein Sog entsteht, der einen mitzieht. Dissonante Töne schieben sich auf poppige Akkordfolgen. Schlieren werden gezogen, die für immer die Lautstärke der nächsten Generation bestimmen werden. Zur Überraschung mancher taucht ein Keyboard auf. Ja, auch das kann klingen.
Traumatische Wiederholungen einer Grundidee sind das Handwerk, das diese Band zu der macht, die sie heute immer noch ist. Eine Rockband, die es schafft Klangwelten zu erschaffen, die mitreißt, einschüchtert, eher die Magengrube als das Herz berührt und Weltklasse ist. Stark.

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