Yo La Tengo – Fade

Yo La Tengo schauen noch einmal aus der Referenzhölle raus, um sich zu vergewissern, ob noch genügend alte Fans am Start sind, denn neue werden sie wohl nicht mehr dazugewinnen. Ihr Name verblasst wie eine spanische Seifenoper im Pay TV.
Die Indie-Größe beginnt mit einer Psychedelic-Nummer, die sich lange ins Ohr brennt. Wie ein Mantra schieben sich Distorsion und Lagerfeuer übereinander, um die 60er auszupissen. Hier weht der Wind der Tradition. Wer braucht noch Lieblingsbands? Danach zieht wieder ruhige Lou Reed-Poetry in die Prärie. Weiche Streicher untermalen Kaplans und Hubleys Liebelei. Sehr schön.

Yo La Tengo

Yo La Tengo haben begriffen, welche Knöpfe sie drücken müssen, um die unbekannteste, aber größte Indieband des Universums zu sein und zu bleiben. Sie haben die Melancholie für sich gepachtet. Sie haben die Langeweile in Akkordfolgen gepackt. Wie eine Flaschenpost aus der Mixtape-Zeit. Die ganz sachten Momente kosten sie nach wie vor aus. Doch Fade möchte auch swingen. Kaplan schreibt Songs, die man auch größer machen könnte, doch Yo La Tengo wollen lieber schwurbeln und daddeln. Sie lieben die Reduzierung auf Strophen, auf einzelne Melodien, die keine Steigerung benötigen. Kleine Gimmicks machen dann den Unterschied. Wenn die Amps aufgedreht werden, halten die ollen Shoegaze-Fans Wunderkerzen in der Hand und tanzen bis in die frühen Morgenstunden.
Cornelia and Jane ist der Mini-Hit. Wunderbare Bläser begleiten diese Akkordverschiebungen, die nur Bands wie Yo La Tengo so auf den Punkt spielen können. Ganz toll.
Yo La Tengo schrammeln so poppig, dass man die Garage eigentlich schließen möchte. Yo La Tengo überraschen nicht mehr, die größte Überraschung ist eigentlich, dass es sie überhaupt noch gibt, und dass es immer noch Spaß macht ihnen beim Musizieren zuzuhören. Neben Teenage Fanclub und Sonic Youth die letzten Fahnenträger.

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