Beat Clint – Beat Clint

Wenn Krautrock sich auf eine Skizze konzentriert, dann kann er schon mal so klingen wie bei Beat Clint. Die Rhythmen brechen aus der Gerüsteküche aus, um sich an Improvisation zu verdingen.
Das Trio aus Düsseldorf lotet neue Wege aus, die federleicht typische Merkmale des elektronischen Jazzes kennzeichnen; sie aber niemals ganz zulassen. Eine Figur bleibt so lange eine Figur, bis sich aus der alten eine neue geformt hat. Das passiert manchmal im Track oder zwei Stücke später. an ants end überschreitet zwar die vier Minuten Marke, doch bleibt auch eine Andeutung, schwelgerisch und kurzweilig zugleich. Ist die Snare noch auf dem Punkt oder ragt sie zwei Meilen über den Tellerrand hinaus? Die Elektronik mogelt sich in die psychedelischen Miniaturen. Ein Rhodes untermalt ein Knirschen. Pompös sind nur die Ideen. Jeder Ballast wird über Bord geworfen. Lass dich treiben.
Ein Bass bollert gegen eine Stimme an. Nein, Gesang oder glasklare Artikulierung sind nicht zu erwarten. Vielleicht ist der Stimmfetzen nur eine Grundierung. Was dann noch draufgepackt wird, stellt den Vordergrund dar, der sich mit Can messen möchte oder Sun Ra die Sonne klaut. stechapfel bleibt in seinem Korsett stecken und bekommt so einen hypnotischen Zug. Hat man den Beat verpasst?
cyber air shot holt die Orgel raus. Da steckt Rock drin. Das Schlagzeug bietet Wirbel an. Ein Ende scheint nicht in Sicht. Erst wenn die drei Musiker aufhören, entscheidet sich auch der Track Luft abzulassen. Leicht bekifft poltern mantraartige Flächen über den Plockersound der Zukunft. Die Avantgarde bietet ständig neue Spielwiesen an, doch Beat Clint übertreiben es nicht. Man bemüht sich, unmuckig zu klingen. Einen Klangerzeuger, der sich in den Mittelpunkt drängen will, gibt es nicht. robotropolis verschiebt sich ständig. Folgst du mit den Ohren oder mit der Seele? Das Schlagzeug wechselt die Kanäle. bad minton versucht doch etwas Pop oder Groove zu machen. Natürlich ohne Chance.
Beat Clint bieten ein Sammelsurium aus Kleinteilen an, die in der Summe wunderbar aufgehen. Nichts übernimmt sich. Nichts gibt sich der affigen Wir-wollen-stressen-Haltung hin. Hat man sich ausprobiert, zieht man sich auch schon wieder zurück und bietet einer neuen Idee frischen Freiraum. Auf nichts wird solange gekaut bis es bitter wird. Das Experimentierfeld ist bestellt. Das macht Beat Clint so schnell keiner nach.
Beat Clint ist am 14.11.2012 auf Konnex erschienen.

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