Binoculers – There Is Not Enough Space In The Dark

Wie eine gute Freundin legt sich Nadja Rüdebusch auf die Gäste-Chaiselongue. Dort macht sie sich vielleicht für immer breit. Pass auf! Niemand wird diese Herzenswärme wohl jemals von der Kante stoßen. Zur Miete trägt sie ein paar Songs bei. Ein Glockenspiel verringert sogar die Kaution.
Rüdebusch ist an klarem Kuschel-Folk-Pop interessiert. Auf den ersten Blick klingt das langweilig. Auf den zweiten verlässt Rüdebusch aber die Schublade des Lo-Fi-Kleinmädchen-Gezupfes und wirkt überraschenderweise erhaben. Sie legt ihre weiche Stimme in schmusige, aber nicht anbiedernde Hooklines. Eine gezupfte Gitarre erklingt aus der Wohnküche, die mit anderen guten Freunden besucht ist. Man ist anwesend. Man guckt in die Kerze und ist mucksmäuschenstill.
Der Sound des neuen Albums lebt. An den Rändern funkelt es, obwohl rein technisch nicht viel passiert. Ein Schlagzeug ist nur zu Gast. Mit einem Handkuss zur Begrüßung macht es sich beliebt. Erst wenn es fehlt, vermisst man es ein wenig. Nadja hat das Heft fest in der Hand. Manchmal braucht sie nicht mehr als eine Idee. Daraus wird eine Melodie, die intuitive Veränderungen zeigt. Alles passiert fast beiläufig.
Binoculers ist eine intime Produktion gelungen, die an keiner Stelle aufgesetzt wirkt. Die Instrumente wirken echt. Bilder werden gesponnen. Mal schlicht, mal dicht. Das Licht hat Nadja von Beginn an ausgeknipst und nimmt uns mit auf eine Reise durch Wälder, an Seen und in die Lüfte. Ihre Grubenlampe leuchtet uns durch intensiven Kammer-Pop, der manchmal ein wenig eso daher kommt. Beim Hören setzt einem manchmal der Atem aus. Man hat Angst zu schlucken.
Nach zwei Monaten liegt Nadja immer noch auf der Chaiselongue. Ich werde sie nicht los. Ich verfolge jeden Ton, jedes unbekümmerte Klavier, jede gepickte Figur. An ganz schlimmen Tagen summe ich sogar mit. Nadja versteckt gerne Refrains. Meist merkt man erst, dass hier gerade ein Chorus vorgetragen wird, wenn sich die eigenen Background-Vocals untermischen. Mich fasziniert die stoische Ruhe, die „There Is Not…“ ausstrahlt und der Mut mal wieder, mit dem dem Stilmittel des Auslassens zu experimentieren. Tolle Platte.
Das Album ist der erste Release des neuen Hamburger Indie-Labels Insular Music. Der Langspieler kommt auf CD und Vinyl (inkl. Download) sowie als MC via Romani Ite Domum.

31.10. – Hamburg, Freiheit & Roosen
01.11. – Düsseldorf, Brause
02.11. – Kassel, Karoshi
03.11. – Aachen, Raststätte
04.11. – Bonn, Café Fabiunke
05.11. – Augsburg, Grandhotel
06.11. – Darmstadt, Oetinger Villa
07.11. – Karlsruhe, NUN
08.11. – (F) Strasbourg, Galerie No Smoking
09.11. – Mannheim, Blau
10.11. – Bad Hersfeld, Buchcafé
11.11. – Hamburg, Die Gesellschaft
15.11. – Berlin, Gelegenheiten
16.11. – Dresden, England, England
17.11. – Leipzig, Dr. Seltsam
18.11. – Kiel, Prinz Willy
19.11. – Bremen, Bismarck 106
20.11. – Dortmund, SissiKingKong
21.11. – Köln, Weltempfänger
22.11. – Göttingen, Pools
24.11. – Jena, Haus auf der Mauer

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