Erik Truffaz Quartet – El Tiempo de la Revolución

Erik Truffaz ist nicht an purem Jazz interessiert. Er mag Verdichtungen, Geschichten und Collagen, die sich an Gegebenheiten der Musikhistorie reiben. Um ihn herum gibt es Musiker, die alles spielen können. Ein smoothes Treiben beginnt.
Bassläufe schieben sich an loungigen Rimshots vorbei. Da übernimmt der Bass schon mal gerne die Singstimme und Truffaz legt seine Trompete an die Ränder. Wenn so die Revolution klingt, dann ist sie altbacken und schwülstig. Truffaz will gar nicht neue Wege gehen. Sein Quartett beschränkt sich auf Riff-Suche und Ausschmückung. Der Popansatz wird dann noch mit der Sängerin Anna Aaron verstärkt. Hier darf gefühlig an Strophen gearbeitet werden. Auf einmal erinnert El Tiempo de la Revolución an Mo‘ Better Blues.
Die Musiker schaffen es immerhin Atmosphären aufzubauen, die zwar manchmal stimmig sind, manchmal aber auch nur auf Sound und Firlefanz setzen. Das Kopfkino wird angeworfen. Der Groove hält sich insgesamt zurück. Ein Schwelgen beginnt, vielleicht leitet eine Brücke eine neue Linie ein. Ein Solo, das sich nie in den Vordergrund drängt, zaubert einen Hauch Improvisation in die Session. Truffaz geht es um Formen. Er höhlt Instrumental-Blasen aus. Immer am Anfang der Nacht. Immer mit einem verschmitzten Lächeln. Der Soundtrack für Herrenabende im Rotary Club, nächtliches Duschen oder einen missratenen Bankraub.

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