Oh, da werden sich die Stammtische aber zu unterhalten haben. Die polarisierenden The XX veröffentlichen ihr zweites Album. Was ist neu? Nichts. Was ist gut? The XX sind Meister des Weglassens, der Pause, wie es vergleichbar in Deutschland nur Masha Qrella mit Luck vor zehn Jahren mal versuchte. Was ist schlecht? Eigentlich nichts. Aber das reicht leider heutzutage nicht mehr.
Auch die neuen Lieder sind schroff. Die Reduziertheit der Arrangements sind das Markenzeichen und das Problem. Viele der neuen Songs kannte man schon von Blogs, Live-Videos oder anderen Promotionaktionen. Ein wenig Dance, wirklich ein wenig, ist ins Album geflutscht. Doch das tut nichts zur Sache. Stört zwar nicht, doch bringt The XX keinen Schritt weiter.
Oliver Sim, Jamie Smith und Romy Madley Croft geht es um ihr glasklares, mit wenigen Figuren ausgestattetes Gitarrenspiel, welches an Loops erinnert. Es steigert sich mal oder ebbt ab. Auch die Bassfiguren machen nicht den Anschein, aus der Reihe zu tanzen. Die Songs versuchen als Hauch, als Idee zu funktionieren. Sie huschen aus dem Schwarzlicht in Herzen, auf mit Rosen gepflasterte Tanzflächen oder MP3-Player. Vieles wird nur zart angedeutet, anderes gar weggelassen, weil es zu viel Bombast, aber auch Ballast bedeuten würde. Boy meets Girl ohne Katy Perry-Zuckerwatte.
So plätschert das Zweitwerk dahin. Einzelne Song sind immer noch für Mixtapes geeignet, doch als Album funktioniert Coexist nicht. Zu viel Stückwert, zu viel Pose. Von Langeweile will ich gar nicht sprechen, nur das Salz fehlt. Auch eine Reduktion braucht gehaltvollen Wein oder ein Stückchen Butter. The XX sind fettarm und humorlos. Sie sonnen sich in der Darkness des Verzweifeltseins. Kann man gut hören, ist aber geschmacklich so überzeugend wie Esspapier.