Mehrtüerer ist eine Schnapsidee. Warum sollte man nicht einen Auftritt in der Ferne mit einem Studiobesuch kombinieren? Potato Fritz fuhren nach Düsseldorf, das auch wie Hamburg Gotham City ähnelt, und besuchten das Wildwood-Studio des Kiesgroup-Masterminds Maximilian Stamm. An nur einem Tag wurden vier Klopper eingespielt, die sich mit Melodien aus dem Noise-Rock bewegen, der die Band die ganze Zeit beschäftigte, vielleicht sogar fesselte.
Meisterhand baut sich langsam auf. Bernd Kroschewski steigert sich in die Wucht des Arrangements, welches in den melodiösen Momenten irgendwie an den Boxhamsters kratzt. Vergessen ist fast die Anti-Haltung der letzten zehn Jahre. Klare Strukturen, Strophenteile und gefühlte Refrains lassen das Chaos zurück. Ist das ein Gitarrensolo? Oder gar Studio-Firlefanz? Potato Fritz öffnen sich für „klare“, „lupenreine“ Rockmusik, die natürlich immer noch verstimmte, offene, verzerrte Gitarren freilegt, doch aber mit dem Gespür für Songwriting against Krach. Für Melodie und Steigerung. Wortwitz und Ernsthaftigkeit.
Hamburg/Gotham City ist ein kurzes Ungetüm, das mehr an Helmet erinnert, als es bei den üblichen Verdächtigen wie Sport der Fall ist. Ein metallischer Bass trifft auf eine spitze Snare.
Hope trägt Hoffnung im Herzen, das wohl nicht mehr nur aus Stein zu bestehen scheint. Durch die Arterien läuft Cola Rum und lässt es langsam bröckeln.
Mehrtüerer ist soundtechnisch eine Zeitreise in die Vergangenheit, doch für Potato Fritz ein Schritt aus der Nische ins Sonnenlicht der Zukunft. Es kann ja nur besser werden. Oder zumindest anders.
Kroschewski feiert mit dieser 7-inch-Vinyl/3-inch-CD seine 77. Veröffentlichung auf seinem Label Fidel Bastro, das in diesem Jahr geballte Zwanzig wird. Herzlichen Glückwunsch! Man sieht sich auf den Feierlichkeiten, die quasi mit dem Release am 31.08.2012 im Komet in Hamburg beginnen und sich bis in den November rein ziehen werden.
www.fidel-bastro.de