Musik à la carte Vol.23: Arnold Schönberg: Pélleas und Melisande op.5 (1903)

Ich möchte mit ihr bitte nicht über die Aufgabe der Dur-Moll-Tonalität streiten!
Eigentlich möchte ich gar nichts machen, außer das Sofa nicht mehr zu verlassen. Uns bleiben 47 Minuten, die in verschiedene Momente/Teile untergliedert sind. Es liest sich einfach schon fantastisch.
I. Anfang
II. Heftig
III. Lebhaft
IV. Sehr rasch
V. Ein wening bewegter
VI. Langsam
VII. Ein wening bewegter
VIII. Sehr langsam
IX. Etwas bewegter
X. In gehender Bewegung
XI. Breit
Wir schauen uns lange an. Ich klugscheiße noch, dass sich im Burgenland manche Winzer was Wahnsinniges überlegt hätten. Sie spielen ihren Weinreben Mozart vor, damit er schneller reift. Sie sagt nur: „Bei Schönberg dauert der Spaß länger und der Wein wird dunkler.“ Sie nimmt mich mal wieder nicht ernst.
Ich stakse in den Weinkeller, der bei mir lustigerweise Küche heißt und schaue nach, ob wir auch ein edles Tröpfchen haben, dass wir zu Schönberg dekantieren lassen können. Gepflegte 47 Minuten lang. Ich habe nur noch zwei Flaschen, sie kauft immer zwei gleiche, da man auf einem Bein und so. Casillero del Diablo, den hatte mir mal ein Pärchen bei einem Abendessen, dass man sich so vorstellen muss, wie es in Rainald Grebe-Songs vorkommt, empfohlen, da die Beiden mal in Chile waren und das Weingut besucht hätten. Sie haben sich also von der Qualität selbst überzeugt. EDEKA hat den. Ja dann.
Ich öffne ihn fachgerecht und schenke ihn wie ein chilenischer Kellner mit der einen Hand hinterm Rücken in schlechte IKEA-Gläser ein. Ihr Blick tötet mich. Ich hasse halt diese Dekantierkaraffen. Die sind affig und scheiße zu spülen. Jetzt muss er also 47 Minuten in unseren Gläsern „atmen“. Sie schüttelt den Kopf und verzieht sich mit ihrem Glas ins Schlafzimmer. Ich will es aushalten und lege mich aufs Sofa.
Der Wecker klingelt. Es ist 6.45 Uhr. Das ganze Wohnzimmer riecht nach Weingut. Das unberührte Glas thront wie ein Sieger auf dem Tisch. Bier geht also auch.

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