Dirty Projectors – Swing Lo Magellan

Durch David Longstreth fährt ein ProgRock-Zug. An den R&B-Haltestellen poltert er mit flackernden Rhythmen und süßlichen Schwärmereien. Der weibliche Schamanen-Chor säuselt voller Inbrunst, so als wäre jeder Tag zum Opfern gedacht. Doch was das neue Dirty Projectors-Album so fett macht, ist der pumpende Bass, der von Nat Baldwin unfassbar dancy gespielt wird. Es wird geklatscht, gerumpelt und gewichst. Davids Gitarre perlt nur noch an den Rändern. Natürlich darf sie auch mal etwas Krach in die pulsierenden Stücke schicken, doch hier geht es eher um einen gemeinsamen Klang, nicht um die Zurschaustellung irgendeines Könnens. Irgendwie wirken die Songs so, als könnte man sie noch weiter runterstrippen und man würde keinen Verlust hören. Die Single Gun Has No Trigger steigert sich von einer Edwyn Collins-Idee in eine Sphäre, in der man wohl über Soul sprechen muss. Auch wenn die Leadvoice am Ende noch einmal wechselt, ist man nicht überrascht.
David singt mal wieder wahnsinnig und fantastisch. Nicht alles sitzt, doch es wird probiert. Longstreth lotet seinen Pop neu aus. Besser klangen die Dirty Projectors wohl nie. Man verliebt sich in jeder Sekunde und bei jedem erneuten Durchlauf in andere Spielereien. Ein Snareschlag, ein kieksender Ton, ein Picking, das so wild erscheint, dass man seinem Gitarrenlehrer davon ein Tape zieht. Das erstaunliche Zusammenspiel aller Musiker fasziniert auf Albumlänge.
Longstreth schafft mit seinem Gefolge, dass auch die vertrackten Teile luftig ineinander über gehen. Mit einem Lächeln hört man dieses Album, man klatscht den Flamenco, man scheißt auf den Sommer und man tritt imaginär die Pedale. Alles ist post und futuristisch zugleich. Die beste Popmusik der Welt, die im Kongo oder Barmbek, sowie in den Clubs auf den Bahamas funktioniert. In einem Moment denkst du noch an Timberlake, im nächsten an Fela Kuti und Gastr del Sol. 10 Sterne.

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