Fiona Apple – The Idler Wheel Is Wiser than the Driver of the Screw and Whipping Cords Will Serve You More than Ropes Will Ever Do

Fiona Apple schlägt Töne an, die so sanft und hart zugleich sind. Mal zerbricht sie, sie fällt in langsame Gefühligkeit, um im nächsten Moment eine anarchische Wendung zu vollziehen. Ihr Pianospiel kommt als Begleitung zu ihren dramatisch gewählten Worten daher. Manchmal wirken ihre Akkordwechsel wie Nebenschauplätze.
Fieldrecordings durchziehen ihren mit Breaks akzentuierten Vortrag. Loops puffen an den Rändern. Apple folgt einem eigenen Kosmos. Dabei verlässt sie die süßliche Barjazzatmosphäre oder den lupenreinen Pop. Ihre dissonanten Pianoanschläge sitzen ihr im Nacken, sie zieht den Kopf durch die Schlinge, denn sie hat in ihrer Stimme die Kraft alles wegzubügeln. Mal kratzbürstig, mal mit der Eleganz eines Mädchens beim Abschlussball. Spinnerte Percussions halten den Raum luftig. Snare-Schläge wehen wie Küchenpsychologie einher. Man muss sich doch an irgendetwas festhalten.

Apple beweist Mut zur Brechung der Hörgewonheiten ihres Genres. Sie probiert ihre Songs aus. Wilde Pianofiguren treiben ihren eigenen Blues. Schreie legen größtmöglichen Schmerz frei. Man ist geneigt ihre Musik als Komposition zu bezeichnen. Der Besen fliegt über das gesamte Kit. Apple verfällt in Kopfstimmenlage, um aber an der übernächsten Biegung ihren Bauch reinzudrücken. Das klingt manchmal stripped down. Einige leere Weingläser werden zu funky Begleitern. Manchmal ist es aber auch Wellblech. Apple spielt mit ihrem ganzen Körper Klavier.
Ein Comeback, das man wohl so nicht auf dem Schirm hatte. Apple singt sich mit ihrer fantastischen Stimme aus der MTV-Generation. Sie lebt nun als Role-Model. Das Piano bebt. Faszinierend mit welcher Grazie sie ihre Pop-Entwürfe vorträgt. Roher könnte ihr Einsatz nicht sein. Fiona Apple ist echt. Jeder Winkel ihrer Stimmbänder wird offengelegt. Das wird einen noch lange beschäftigen. Apple reißt einen aus der Pop-Nostalgie. Damit spielt sie 2012 ganz oben mit.

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