Dexys – One Day I’m Going To Soar

Wenn man durch die Reihenhaus-Siedlungen in Altengamme zieht, riecht es nach Bratkartoffeln und Haarfestiger. Durch die geöffneten Fenster dringen mit Hingabe am Klavier vorgetragene Etüden. Der Große von gegenüber rezitiert Elegien aus der Moderne. Die Muttis hören beim Abwasch Come On Eileen. Die Vatis beim Schrauben in der Garage, denn der Oldtimer muss sommertauglich gemacht werden. Nun heißen die Dexys Dexys. Ja und?

Kevin Rowland gibt uns den weißen Soul, den wir verdienen. Mick Talbot rührt typischen Style Council-Schmoove an. Alles wie gehabt. Rowland winselt immer noch. Er bleibt ein Suchender, was man ihm auch bei jedem Ton anhört. In gewissen Momenten erinnert er sogar an Leonard Cohen.
Die neuen Dexys haben viele Midtempo-Nummern mitgebracht, die nicht alle funktionieren. Manche Streicher ziehen ihre Kreise, in denen keine Trauer oder wildes Aufbäumen zu spüren sind. Mit Madeleine Hyland klamüsert Rowland alles auseinander. Die Bläser stehen stolz in Rowlands Rücken. Was bleibt ist ergrauter Celtic-Soul, der so muckig ist, dass sogar Rowland ihn nicht in Grund und Boden heulen kann. Aus dem Duft der Bratkartoffeln in Altengamme wird dann schnell der Duft der Spießigkeit. Im Flakon des Retro-Chique.

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