Auch Bobby Womack gibt sich in die Hände von Richard Russell, wie schon Gil Scott-Heron zuvor.
Ein Sample des Verstorbenen taucht wie ein Schnipsel auf, um das Damon Albarn und Russell Sounds legen, die so durchlässig sind, dass Womacks Stimme durchtropft. Das ganze Album lebt von der Symbiose Sound und Voice. 18 Jahre auf Eis. Einige Tracks klingen sogar so, als hätte Bobby Womack zu etwas ganz anderem gesungen. Albarn steuert Keyboard-Tupfer hinzu. Sehr Laid Back ist sein Piano. Russell dreht die Schrauben enger. Ein Schlabber-Bass schlingert um die eigene Achse. Womack pustet ihn um.
Lana Del Ray ist plötzlich da und hat endlich ihre Bestimmung gefunden. Sie dient als Liebeszofe, als Schmuck. Jetzt darf sie aufhören.
Womack geht mutig einen Schritt in die Zukunft. Sein „Gospel R’n’B“ ist stets frisch, aber nicht aufgeblasen. Hier wurde eher rough gearbeitet. Alles lebt und fällt mit der Darbietung Womacks, denn nicht der Song steht im Mittelpunkt, sondern das Konzept, das Gerüst. Auch Sam Cooke blickt kurz von oben herab. Wie Interviewfetzen oder Ansagen klingen diese Momente, die an eine verlorengegangene Zeit erinnern. Fatoumata Diawara schüttet in einem Quasi-Duett Love and Happiness aus, während die Synthies und Bässe quellen und knurren. Vielleicht die hellsten Momente.
Man verliert kurz den Überblick, da sich die Produktion wirklich nur auf das Nötigste beschränkt. Sie lebt von Raum und Sound. Manches wiederholt sich fast schemenhaft. Bobby Womack ist ein amtliches, zeitgemäßes Produkt gelungen, welches nicht immer leicht zu hören ist. Man muss von einem Produkt sprechen. Irgendwie ist The Bravest Man In The Universe aus Ruinen entstanden. Ist das Trip-Hop? Wenn ja, willkommen zurück.