Rufus Wainwright Live – Paris, La Cigale 02.05.2012

Auf der Bühne brennen nur elektronische Teelichter. Eigentlich ist es stockdunkel. Auch das Licht im Saal ist runtergefahren worden. Schatten bewegen sich auf der Stage. Das Publikum rastet vollkommen aus. Rufus wird halt auf der ganzen Welt geliebt. Da sind Ticketpreise nebensächlich.
Wainwright beginnt a capella. I tried to do all that I can. But the churches have run out of candles. Gänsehautmoment, der nicht der einzige bleiben wird. „Candles“ ist noch erhabener als auf der neuen Platte „Out Of The Game“. Ein schwermütiger Gospel, der alle Stärken Wainwrights bündelt. Er kombiniert hier private Trauer mit Gesellschaftskritik. Unfassbar.
Das Licht geht an und die Band intoniert „Rashida“. Rufus macht den Discodandy mit Sonnenbrille und goldener Gaultierhose, die ihn zwischenzeitlich so blendet, dass er sein Wasserfläschchen auf dem Bühnenboden nicht wiederfindet. Etwas hüftsteif bewegt sich Rufus durch die neuen Songs, die live noch mehr Groove besitzen. Man muss diese neue Band einfach loben. Teddy Thompson an der Gitarre spielt wichtige kleine Licks und gibt auch sein Country-Timbre zum Besten, welches wunderbar zu Wainwrights Stimme passt. Sharief Hobley hält sich angenehm zurück, doch die Soli sitzen. Charysse Blackman und Krystle Warren singen Rufus in Grund und Boden. Selten so starke Backgroundsängerinnen gehört. Ben Perowsky an den Drums ersetzt erstklassig Matt Johnson. Rufus selbst greift nur bei den „Possible Greatest Hits“ zur Gitarre oder bei den Zugaben in die Tasten. Überhaupt, er wirkt sehr gelöst und zufrieden mit dem neuen Material. „Out Of The Game“ gibt es in seiner Gänze. Andy Burton übernimmt Rufus Klavierpassagen oder spielt süffisant Keyboard, das aus der Welt gefallen zu sein scheint.
Der Abend spannt einen schönen Bogen aus Alt und Neu. Einige Hits fehlen, doch das kann man verzeihen. Wainwright wagt sogar die Gainsbourg-Coverversion „Je Suis Venu Te Dire Que Je M’en Avis“, die er aber deftig vor den Augen Jane Birkins in den Sand setzt. Schon auf Platte ist dieser Song in einer Tonlage, die sogar einen Rufus Wainwright an seine Grenzen bringt. Das Publikum hilft ihm aber vorzüglich bei Text und Kopfstimme. Rufus beweist eh Mut zur Lücke und zu Experimenten. Kleine Fehler werden weggelächelt. Texthänger werden ausgebügelt. Wainwright weiß, dass nicht alles klappt und trotzdem wagt er jede große Geste.
Rufus macht eh, was er will. So überlässt er Teddy Thompson die Bühne für „Saratoga Summer“. Auch Krystle Warren darf sich an einer Coverversion der Wainwrightschen Familie versuchen. Später gibt es noch eine wunderbare Version von „One Man Guy“. Hier bezaubernd dreistimmig dargeboten.
Am Ende steigt das Publikum über die Theatersitze, um bei „Bitter Tears“ ein wenig zu schwofen als wären die Buben der Pet Shop Boys in der Stadt der Liebe. Rufus zeigt eine starke Leistung, die immer wieder auch seine Menschlichkeit beweist. Eine Gesangsmaschine ist er nicht. Aber der Gay Messiah!
Setlist:
Candles
Rashida
Barbara
Welcome to the Ball
Song of You
Greek Song
April Fools
The One You Love
Saratoga Summer (Kate McGarrigle cover) (Teddy Thompson)
I Don’t Know (Kate McGarrigle cover) (Krystle Warren)
Respectable Dive
Out Of The Game
Jericho
Sometimes You Need
Perfect Man
One Man Guy (Loudon Wainwright III cover) (with Teddy Thompson/ Charysse Blackman)
Going To A Town
Montauk
14th Street
Encore:
The Art Teacher
Je Suis Venu Te Dire Que Je M’en Vais (Serge Gainsbourg cover)
Bitter Tears
Encore 2:
La Complainte de la Butte

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