Lahr bietet ein weltoffenes Singer/Songwriter-Album an, welches sich gar nicht erst bemüht, umständlich zu sein. Globale Rhythmen schieben sich von Europa aus nach New Orleans, nach Nashville oder nach Kingston.
Das Album preist ruhige Schlafnischen für den Großstädter an, der schon alle Ecken zu kennen glaubt. Mit Akkordfolgen, die sich am Jazz Pop orientieren, versucht Lahr nun Nachdenklichkeit in die Büros und Wohnküchen zu transportieren. Lahr nutzt ihre stimmlichen Fähigkeiten, die ein Hauchen oder ein Zersetzen genauso gut beinhalten, wie klassisches Popgesäusel. Ganz unbekümmert lässt Lahr auch Langeweile zu. Vielleicht schafft es ein Beitrag ja auf eine Kuschelrock-Compilation oder auf die nächste Weihnachtsveröffentlichung großer Labels.
Die Session des Trios hat seine Höhen und Tiefen. An manchen Stellen wird dann doch zu sehr gemuckt. Gerade die Momente, in denen die Rhythmik Oberhand gewinnt, bringen die Songs aus der Ruhe und sind unangenehm funky. Lahr steht seit langer Zeit mal wieder am Bass. Das interessiert aber nur Fans. Insgesamt ist das Album wie ein Tag im Nivea-Haus. Man kann sich darin fallen lassen. Gerade die Reggae-Momente haben etwas von einer Tiefenentspannung, die man sonst nur mit Anwendung erlebt. Lounge Pop mit einigen Ausreißern steht auf den Cremetöpfchen, der sogar die schläfrigsten Kaffetanten ein wenig aus dem Tritt bringen könnte. Die sagen dann: Mach mal den Jazz da aus! Doch Lahr lässt sich nicht vom Weg abbringen. So streift sie weiter durch die Szene.
„Waltzes & Tangos“ kommt ihr am besten über die Lippen. Hier kann sie sprechsingen, ausufern und brillieren. Auch das Interlude „Life Is Done“ ist mutig. „Sorrow“ zeigt ihre Liebe zu Antony Hegarty. Der Rest landet zwischen den Handtüchern im Gäste-WC. Und alle Jubeljahre wird dann ein Song zum Abtrocknen benutzt.