Bear In Heaven – I Love You, It’s Cool

Bear In Heaven hängen auch im Timetunnel. Nach dem Erfolg des letzten Albums geben sie nun richtig Gas, um Erfolg auch in Bekanntheit umzumünzen. Sie klingen auf I Love You, It’s Cool wie die Suicide- Ausgabe der Pet Shop Boys. Cheesy-Keyboard-Türme zeigen, dass man immer noch eine Bühne zustellen kann. Nebel und schlechte Laune gehören sowieso dazu. Doch der Anfang schickt einen zunächst auf die falsche Bahn. Die 80er kleben wie ein New Order-Poster in den Bear In Heaven-Melodien. An jeder Stelle wird übertrieben. Jede Geste wird ausgekostet. Da darf die Stimme so tun, als würden noch Musikvideos im Fernsehen laufen. Bear In Heaven gehen aber nicht den Holzhammerweg. Sie erspielen sich Melodiebögen, die auch schon mal Molltöne oder ungelenke Verschiebungen nach sich ziehen.

Das stets präsente Schlagzeug zeigt mit allerhand HiHat-Gezischel, Bassdrum-Gebumse und Tom-Gekloppe, dass man die Tanzfläche erklimmen will oder zumindest das Kassettendeck im Auto. Mit Schweißbändern um das Handgelenk werden Klangteppiche geknüpft, die mal an übelgelaunte Human League, mal an überdosierte Simple Minds erinnern. Doch die Verknüpfungen lösen sich mit der Spieldauer. Bear In Heaven bekommen immer mehr ein eigenes Gesicht. Am Ende liegt man kiffend auf den Schlafsofas der Welt.
Bear In Heaven sind schon clever. Sie geben so viel für ihr Startum, dass man ihnen gar nicht böse sein kann. Sinful Nature hat dann das Album fest im Griff. Hurts für die Düsterfraktion, die sich gerne im Blitzlichtgewitter die Haare einsprayed. Kann man alles machen, nur hören muss man es nicht unbedingt. Man hat halt auch zu Hause nicht immer eine Lagerhalle zur Hand. Die bräuchte man schon. Viele Freunde müssten dann kommen. Drogen müssten auch sein. Und alles bitte megalaut drehen. Auf diversen Plakaten steht: Alles live gespielt. Bear In Heaven küssen sich crazy. Macht ein wenig kirre. Manche Sounds klingen so, als wäre man in einem Nebenraum, an einer anderen Bar oder in einer anderen Stadt. Nur dumpf kannst du ahnen, warum Bear In Heaven für „das Ding“ gehalten werden. Sie schmieren dir so viele Flashbacks ums Maul, dass du das Songwriting gar nicht mehr zu schätzen weißt. Der Trip des Jahres!

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