Daniel Rossen schafft es mal wieder seine Songs so komplex anzurichten, dass einem ganz warm ums Herz wird. Sein Soloausflug lotet alle Möglichkeiten aus, die eine EP so mit sich bringen. Er lässt sich genügend Zeit, um den Songs das nötige Gewicht umzuschnallen, die dann automatisch ein Grizzly Bear-Song werden. Das ist aber nicht schlimm. Das ist sogar richtig geil.
Für mich sind die Bläser die Überraschung. Sie übertreiben es nicht, sind dennoch unglaublich präsent und schenken in Momenten Rossen einen Heiligenschein. Die typischen vertrackten Rhythmuseinschübe untermalen Rossens akustische Songwriting-Kunst. Kein Akkord ist Rossen zu weit entfernt und so sind die neuen Stücke vielleicht nur ein Zwischenspiel für das nächste Grizzly Bear-Album und doch ist es wieder toll, diesem Mann zu lauschen. Rossen beherrscht den Spagat zwischen komplexen, mit vielen Stimmen arrangierten Ideen und Ohrwürmern. Sehr schön wird es immer dann, wenn sich seine Akustikgitarre in ein Folkdelirium spielt, um im Wechsel dann mit elektrischen, ja fast kreisenden Gitarren abgelöst zu werden.
So erinnert Rossens Solo-EP auch ein wenig an Fleet Foxes. Seine Stimme hebt sich in Jeff Buckley-Höhen, die tollen Tempowechsel haben Großes im Sinn. Eine Pianoballade kratzt an den Rändern. Da sind sie wieder die Bläser. Schön stripped down. Man wartet gespannt auf den Akkordwechsel, auf den Wind der Hörner. Was ein Künstler. Rossen schenkt uns eine Blaupause, er wirft uns ein Stückchen Brot hin. Er wird was für drauf haben, entweder mit Grizzly Bear oder mit einem Solo-Longplayer. Rossen liebt die Melodie. Er liebt die verschwurbelten Songs der 70er. All das packt er unbekümmert auf seine EP. So gelingt ihm die beste Warp-Veröffentlichung seit langem. Alles passt. 10 Punkte!