Andrea Belfi baut für sein viertes Album eine Verschaltung von Trommel, Lautsprecher, Mikrofon, Verstärker und Synthesizer in offenem Wirkungsablauf zusammen. Doch was vorwiegend technisch angelegt zu sein scheint, ergibt nicht unbedingt die Art von Abstraktion, die man erwartet. Das Signal biegt ab und geht andere Wege.
Es scheint aus dem Raum des Experiments zu entfliehen, und in der atmosphärischen Umgebung zu diffundieren. „Wege“ wirkt in seinen Grundzügen überraschend organisch. Das System hat geradezu schamanische Momente. Ein Regelkreis, der trotz feiner Feedbacks nie aus der Kontrolle seines Erbauers zu geraten scheint. Die einzelnen Elemente sind gleichwertig und gut gewogen. Akustik und Elektronik stehen im Einklang, neben- und hintereinander, fächern sich in der Tiefe auf. Andrea Belfi baut ein sphärisch leicht anmutendes System, das er selbst als von „Steve Reichs „Pendulum Music“ beeinflusst bezeichnet.
Trotzdem, bei aller harmonischer Ausgewogenheit, ist „Wege“ kein laues Lüftchen. Durch feine klangliche Variationen und Instrumentenwechsel oder kurze Stimmeneinwürfe entwickeln die vier Wege jederzeit überraschende Spannungsmomente. Sehr hörenswert, nicht zuletzt deshalb, weil sich Andrea Belfis Perkussionsspiel völlig uneitel in die Gesamtkonstruktion einfügt. Der italienische Perkussionist und Komponist beschäftigt sich seit über 10 Jahren mit experimenteller Musik und spielte unter anderem schon mit David Grubbs und Mike Watt.
„Wege“ ist im Februar 2012 bei Room40 erschienen.