Humor und Musik sind nicht immer unter einen Hut zu kriegen. Doctorella aus Berlin wagen den Spagat zwischen Popzitat, Feminismus und Großstadtlyrik. Ihr Hang zur drastischen Darstellung des Gefühls der Melancholie ist manchmal holprig, banal oder gar aberwitzig. Humor ist, wenn man trotzdem weint.
Die Grether-Schwestern zelebrieren ihre Gedanken (Wünsche) in einem Rock-Pop-Kontext, der gerne mal ins Chansoneske abdriftet, sich zwei Mal im Kreise dreht, um am Ende doch ein Jens Friebe-Song zu bleiben, obwohl der gute Mann gar nicht mehr mitmischt, sondern nur sein Songwriting zur Verfügung stellt.
Doctorella bedienen sich bei der Ausführung ihres Liedguts gerne bei großen Vorbildern, die sich Nico oder Tocotronic nennen. Humpe und Blondie tanzen den Distelmeyer. Meist bleibt das Boshafte an den Rändern hängen oder wird mit perlig skandierten Slogans weggeträllert. Das Konzept geht auf. Doctorella lassen schunkeln.
Manches schlängelt sich um Schlager, kriegt aber die Kurve mit clever eingesetzten in englisch gesungenen Passagen. Die Neue Deutsche Welle kommt mit dem Korg Synthie in Kontakt und lässt die Hauptstadt voller Liebe leuchten. Etwas steif in der Hüfte, aber doch so hibbelig, dass man den nächsten Refrain kaum noch abwarten kann.
Doctorella haben ein Album zum Thema Glück in allen möglichen Lebenslagen aufgenommen. Für HipsterInnen, Hobos, TerroristInnen und Hippies. Sogar, wenn man die Songtitel aneinanderreiht, geht das Konzept auf. Liebe Stadt, komm fang mich auf, ich hol dich aus dem Irrenhaus oder bring mich nach Paris. Schöne Platte!