Kraków Loves Adana – Interview

Kraków Loves Adana haben sich abgeschottet. Nichts sollte mehr von außen in ihre Musik einfließen. Nur der eigene Impuls, das eigene Gefühl sollte die neuen Songs tragen. Ein Wunsch nach einer Umsetzung der inneren Stimme. Deniz innere Stimme ist eine schwere Kordel, die nie zu entwirren sein wird. Eine so genannte Bauchstimme.
Trends blieben an der Studiotür hängen. Vorbilder konnte man nicht ganz ablegen, doch nicht alles kommt von ganz alleine. Man sollte auch nicht alles so dogmatisch sehen. So ist Interview fast noch dunkler als das Debüt. Um sanfte Gitarrenriffs ist ein Monolith an meditativer Selbstreflexion gebaut worden, der so wohl selten in deutschen Gefilden anzutreffen ist. Unrückbare Songs, die so stehen müssen und gar nicht anders produziert werden können. Fast zeitlose Musik spiegelt sich in dem an Hits eher raren neuen Werk wieder.

Sehr dichte Songs spielen mit der Einfachheit des Songwritings. Urtypische Songideen werden einfach auf Band gespielt. Andere nennen das Layout, Kraków Loves Adana machen ein Album draus. Alles Unnötige wird über Bord geworfen, auch der Hang eine Strophe in einen klaren Chorus zu schicken. Das bremst die Songs aber nicht aus, denn Deniz Cicek schafft es eine Präsenz herauszuarbeiten, die wirklich den Raum einnimmt und den Instrumenten eine Beiläufigkeit schenkt, die diese in Kleinarbeit, zu meiner Verblüffung, aus Popkonventionen löst. Sie bestehen quasi aus ihrer rohen Form. Nichts wird in die Pfanne geworfen. Nichts wird heißer gegessen als es gekocht wird. Andere würden es Sparflamme nennen. Ich nenne es Stilmittel.
Ein Piano bleibt ein Piano und ein Beat, ein Beat. Nichts schielt nach Anbiederung oder lässiges Understatement. So huschen die Songs manchmal über die Flure. Cicek bleibt zwar oft in der Häschen-Haltung, macht aber die Faust in der Tasche. Alles scheint miteinander verknüpft zu sein. Manche Songs grooven sich mit anhaltender Laufzeit sanft ein, doch keiner der Songs versucht den anderen zu übertrumpfen oder sich als Single anzubieten. Der Klang bleibt gleichmäßig. Vieles erinnert mich an die synthielose Gitarrenversion einer Zola Jesus oder an eine melodische Nico ohne Harmonium. Doch das alles wollen Kraków Loves Adana gar nicht hören.
Soundeinspielungen geben der Theatralik etwas mehr Zunder, wenn man die Gitarren nicht noch weiter aufziehen möchte. Die Dunkelheit verschluckt das Album zeitweilig. Wie Soundscapes funktionieren einige Tracks, manchmal vergisst man sogar, dass Deniz singt, obwohl sie immer ihre Stimme in die Songs pflanzt. Traumdeutungen machen bei Kraków Loves Adana keinen Sinn, sie zerstören sogar ihre eigenen Luftschlösser, um niemals in von uns aufgestellte Fallen zu tappen. Manchmal ist Interview zu kompliziert. Nicht alle Stücke schaffen den Quantensprung aus der Zurückgenommenheit, so dass man manchmal etwas unzufrieden und alleine zurückbleibt. Deniz und Robert schenken uns keine Wegweiser oder Rezepte. Das Interview musst du mit dir selber führen. Interessante Weiterentwicklung.

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