Der Wind hat gedreht. So sagen sie, doch man spürt ihn nicht auf der Haut. Erst am nächsten Tag hast du den steifen Nacken. Hättest du doch auf sie gehört. Dylan Carlson hat noch mal in den alten Aufnahmen aus den Angels of Darkness, Demons of Light-Sessions gekramt und ist fündig geworden.
Vier sperrige, stoische und lange Stücke hat Dylan nun ins Licht gezerrt und eines, das mit moderaten 3.32 Minuten fast schon radiotauglich ist. So geht es los. Wer an Metal denkt, denkt nicht falsch, aber auch nicht richtig.
Die langen, epischen Wüsten-Drones machen keine Gefangenen. Die Gitarre schwelgt in staubigen Traumwelten, ein Cello ziert den Wegesrand. Spannungsbögen waren gestern. Hier wird einfach draufgehalten. Psychedelische Bluesmomente rahmen das Bild, genau wie folkloristische Sinnsuche an verödeten Wasserstellen. Manchmal ist Carlsons Gitarre nur ein Raunen oder ein Stöhnen. Wird hier improvisiert oder hat der Fluss in der Biegung einen Knick, der gewollt ist?
Eine Melodie wird verfolgt, aber nie um die Ecke gebracht. Nicht zerstört, aber auch nicht mit Blumen ausstaffiert. Wenn im dritten Track dann das schwere Schlagzeug mit ins Spiel kommt, fängt das Minialbum an zu kollabieren. Nicht jede Snare sitzt, das Cello windet sich um den Anhaltspunkt Wärme, doch versprüht nur kalte, verbrauchte Fabrikluft.
Zeit ist Nebensache. Das Universum wird zerstört. Man verbringt soviel Zeit mit Warten. Earth haben sich das abgeschminkt. Wie stand es irgendwo so schön: Die neue Earth-EP klingt so, als würde Neil Young 45 Minuten lang seine Gitarre stimmen. Treffender kann ich es nicht beschreiben. Hier wird nicht mit Pinseln gemalt, hier wird noch nicht mal gespritzt. Wo Bohren und der Club of Gore langweilig werden, ist Earth ein Brett, das niemals Feuer fängt oder moderig wird. Einfach Qualität, die sich niemals aufzulösen scheint. Hut ab!