Amos Lee – As The Crow Flies

Amos Lee legt noch mal nach. Nach dem Nr. 1 Album Mission Bell ist es an der Zeit, den geneigten Countryisten weiteres Songmaterial aus der gleichen Session, welches wohl nicht mehr aufs Album passte, warum auch immer, an den Stetson zu klatschen.
Die Calexico-Jungs haben Amos Lee ein etwas düsteres Gewand zur Seite gestellt und trotzdem ist natürlich auch diese Veröffentlichung, wie schon Mission Bell eine radiotaugliche Angelegenheit für Fernfahrer und Folkmädchen, denen Bonnie Prince Billy zu schrullig und Johnny Cash zu tot sind. Manchmal erinnert mich Amos an Paul Weller ohne Modfrisur, aber meistens an die männliche Norah Jones, die in den Körper eines Bob Dylan geschlüpft ist und den Knödelteig roh isst.

Amos macht eigentlich alles richtig, seine Begleitmusiker unterstützen die gute Songwriterqualität mit großen Gesten. Amos setzt sich sozusagen in ein gemachtes Nest und schaut des öfteren traurig drein, da alles so perfekt ist. Keine Ecke, keine Kante kann Amos aus dem Muckerland abholen. Say Goodbye spielt mit Tradition. Glasklarer Country, wie ihn ein Dwight Yoakam zelebriert, mit überkandidelten Gitarrensoli. The Darkness und Simple Things sind besser. Hier hält der Pop Einzug, der Amos wirklich gut steht. Man weiß nicht, ob man von B-Seiten sprechen darf, dafür sind die Songs nicht skizzenhaft genug.
Eine kleine EP mit amtlichen Stücken, die so nicht als Ausschussware zu erkennen sind, bahnt sich ihren Weg in den Soul. Am Ende wird Amos ein wenig zu gefühlig, doch insgesamt kann man As The Crow Flies laufen lassen. Das Gatter ist zwar noch zu, doch vielleicht schaffen es Burns und Convertino Lee Beine zu machen, um ihn vor der Großspurigkeit und Arroganz eines Bullen zu bewahren, der nur auf dem heimischen Hof der King ist und ihn mal auf die gefährliche Weide des Folk und Country schicken, ohne Kompass und Sporen. Dann sehen wir weiter.

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