Lana del Rey – Born to Die

Der musikindustrielle Generalstab präsentiert heute den neuen Masterplan. Das vorbildlich inszenierte Warten seit „Video Games“ findet ein Ende. Fast möchte man sagen: schade eigentlich!  Denn was soll jetzt noch kommen? Ernsthaft die Erfüllung der Erwartung auf ein Popalbum mit kometenhafter Durchschlagskraft? Oder Betörung durch die Aura einer jungen Stimme mit unkeuschem Touch? War es nicht vielmehr die Neugier auf den nächsten smarten Schritt strategischer Inszenierung, der bis heute die Aufmerksamkeit hochhielt?
Schließlich war es in den vergangenen Monaten höchst kurzweilig all die Interviewfotos mit Projektionspotential zu kopieren oder das People-with-Lana-del-Rey-Lips-Blog zu teilen, während über Baseballjacken, Morbidität und Elvis-Vergleiche diskutiert wurde. Endlich war da ein Pop-Spekulationsobjekt mit überdurchschnittlicher Single und großem Appeal. Doch wenn eine Stimme medienwirksam aufgepäppelt wird, die nicht so ganz der üblichen Lage und dem gewohnten Ausdruck von breitspurigem Pop entspricht, sammelten sich natürlich die Erwartungen wie Tautropfen.
Diese Erwartungen wurden zusätzlich durch die Offensichtlichkeit der Tatsache befördert, dass hier Verpackungskunst auf hohem Niveau agiert. Und die Maschinerie der Vermarktung arbeitet sich natürlich jetzt gerade erst warm. Warum muss ich mich dennoch schon jetzt der Fortsetzung dieses Vorgangs vergewissern? „Born to Die“ ist gerade mal das „zweite“ Erstlingswerk. Doch reflexartig möchte ich im Präteritum schreiben. Was soll jetzt noch kommen? Nach einem Debutalbum, dass – fast natürlich – die Art von Enttäuschung geworden ist, die man vorher schon ahnte. Convenience-Food an BBC-Ketchup.
„Born to Die“ erscheint am 27.01.2012 bei Universal.

0 Gedanken zu „Lana del Rey – Born to Die“

  1. Liebe Tilde,
    es scheint offensichtlich zu sein, dass sich deine Definition einer Rezension doch erheblich von der meinen unterscheidet. Ich vermute, dass du andere Vorstellungen davon hast, was eine Rezension kann, darf und leisten soll.
    Ich messe diesem Format augenscheinlich doch erheblich mehr Freiheit in Form und Inhalt zu. Dieser insbesondere in dieser Rezension sehr freie Umgang mit dem Format ist, wie dir sicherlich nicht entgangen sein wird, eine sehr bewusste Entscheidung von mir gewesen, um meine Haltung zu dieser Veröffentlichung zum Ausdruck zu bringen, und darüber hinaus dieser Haltung noch mehr Nachdruck zu verleihen.
    Nur zu schreiben, aus diesen folgenden musikalischen 5-10 Gründen finde ich Platte X n-mal so schlecht, wie die Vorgängersingle, wäre, meinen schreiberischen Ansprüchen folgend, recht fad und blutleer gewesen. Insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass die Anzahl der deutschsprachigen Rezensionen dieses Albums sicherlich im dreistelligen Bereich liegt, brauche ich wohl niemanden mehr Arrangement und Akkorde der Platte zu erklären.

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